Spezial-Werkzeuge in der Buchbinderei Zwei: Bücher schick machen

In diesem Beitrag ist Werbung für meine eigenen Produkte oder Werbelinks zu Produkten oder Büchern(*), die ich selbst empfehlen kann.

Schon letzte Woche hast du einige Werkzeuge kennen gelernt, die spezielle für dieses Handwerk gemacht sind. 

Während Pressen unerlässliche Werkzeuge in der Buchbinderei sind, präsentiere ich dir heute solche, mit denen der Buchbinder die handgebundenen Bücher schöner machen kann. 

Leder-Werkzeuge in der Buchbinderei - Schärfmesser

Das Schärfmesser* selbst ist perfekt für den Hausgebrauch. Es besteht aus einer schlanken Klinge, die vorne an einem kurzen Ende scharf ist, und nicht wie gewöhnlich an einer der langen Seiten. Es gibt Schärfmesser mit verschiedenen geformten Klingen; die kann schräg, aber grade sein oder rund*. Gängig sind 4 verschiedene Varianten. 

Doch wozu dient dieses eigenartige Messer nun? Erstmal ist es verdammt scharf und damit es so bleibt, gehören Schleifstein oder Polierpaste zu diesem Equipment. Das Messer wird dazu verwendet, die Einschläge und, bei dickem Leder, den Falz auszuschärfen, sprich dünner zu machen. 

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Dünneres Leder ist biegsamer und lässt sich geschmeidiger um die Kanten der Deckel ziehen und trägt zudem nicht so viel auf, wie unausgeschärftes Leder. Ziel ist es tatsächlich das Leder so dünn zu machen, dass du den Übergang zwischen Einschlag und Pappe nicht mehr siehst oder spürst. 

Um zu schärfen, setzt du die Klinge auf dem zu Schärfenden Stück Leder an, und schneidest in einem flachen Winkel ein Schicht Leder runter. Was zunächst einfach klingt, ist von Leder zu Leder so unterschiedlich, dass es einiger Übung bedarf, Messerwinkel, Handbewegung und Kraftaufwand so einzuteilen, dass das Leder nicht an der schönen Seite verletzt wird. Ein paar Löcher im Einschlag lassen sich vielleicht kaschieren, aber zu große Löcher fallen unter dem Vorsatz auf, oder fallen so wie so in den Bereich von Deckelkante oder optischer Kante. 

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Wer nicht mit der Hand schärfen möchte oder kann, verwendet eine Schärmaschine, deren Einstellung vor dem Schärfen nicht weniger trickreich ist, als der Schärfen mit der Hand. 

Der Vorteil ist hingegen, dass die Einstellungen bleiben und mehrere Ledernutzen mit dieser Einstellung geschärft werden können. Das Leder wird dabei zwischen Rollen an der Klinge entlang geführt. Es bedarf also nur noch der Kraft und des Fingerspitzengefühls des Buchbinders, um das Leder vorzuschieben und dabei nicht zu verziehen, sodass der Schnitt nicht außerhalb es zu schärfenden Bereichs ausgeführt wird. 

Diese Lederschärfmaschine gibt es auch elektrisch. An ihr dreht sich eine runde Klinge, um das Leder zu schärfen und auch der Vorschub funktioniert automatisch. Diese Maschinen einzustellen und zu bedienen bedarf eine Menge Übung und damit eine Menge Ledernutzen, die du schärfen möchtest. 

Poliersteine für den Buchbinder

Glättzähne* sind glatt geschliffene Achate, die in verschiedenen Formen an Holzgriffe eingelassen werden. Sie dienen der Buchbinderin als Polier-Werkzeug, wo auch immer eine Politur notwendig sein sollte. Sie werden verwendet fürs das Glätten und Wachsen von Buntpapieren und das Polieren von Vergoldungen, egal ob diese auf dem Einband oder am Buchschnitt ist. 

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Es gibt Glättzähne mit einer breiten, abgerundeten Kante, mit denen große Flächen Bahn für Bahn geglättet werden. Solche mit einem kegelförmigen Stein, der im rechten Winkel vom Griff absteht, werden für die feinen Arbeiten, das Polieren von Kanten oder vergoldeten Linien verwendet. 

Wenn du einen Glättzahn besitzt musst du gut drauf aufpassen, denn wenn nur ein Splitter vom Achat abbricht, ist die glatte Oberfläche zerstört und er taugt nicht mehr zum Polieren. Du kannst dir für die Zähne eine Socke aus Leder fertigen, damit sie beim Lagern vor Schäden geschützt sind. 

Präge-Schriften und Setzkästen 

Ein Bucheinband ohne Titel ist eine Black Box – von Außen kannst du nicht ergründen, was sich im Inneren befinden könnte. Du kannst raten, rätseln und das Buch in alle Richtungen drehen. Oder du lernst den Umgang mit einem Schriftkasten* und Präge-Schriften*. 

Kurz gesagt: Präge-Schriften sind einzelne Lettern aus wärmeleitendem Metall. Modern Schriftsätze sind aus Aluminium-Zink-Legierungen, ältere Sätze aus Messing oder häufiger aus Blei. Ein Satz ist dabei das Alphabet plus Satzzeichen in einer Schriftgröße – die Buchstaben sind spiegelverkehrt und mehrmals pro Satz enthalten. Die Anzahl der einzelnen Buchstaben entspricht dabei der Häufigkeit des Vorkommens im Sprachgebrauch. Es gibt zum Beispiel weniger Qs in einem Satz als As. Ebenso sind kleine und große Buchstaben in einem Komplettsatz enthalten. Wenn du einen Versaliensatz hast, hast du nur Großbuchstaben. 

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Um mit dieser Prägeschrift die Buchstaben auf deinen Bucheinband zu bekommen, baust du sie in einen Setzkasten, wobei du rückwärts schreibst und mit Spatien Leerstellen füllst. Dein Schriftzug klemmst du fest und erwärmst den ganzen Setzkasten. 

Durch die Wärme weicht das Material besser dem Druck durch die Buchstaben und du kannst mit farbigen Präge-Folien den Schriftzug einfärben. Welche Temperatur und wie viel Druck du aufwenden musst, ist von Material zu Material abhängig und ist eine Sache der Erfahrung und des Testens vor dem Prägen. 

In einer Handwerksbuchbinderei gibt es Prägnanten, Prägemaschinen, bei denen sich Druck und Temperatur fest einstellen lassen. Bei einer großen Anzahl von Prägungen ist sehr nützlich, und wenn du viel Prägen möchtest eine Investition wert. Allerdings kostet schon die kleinste Ausführung über 1000€ teuer. 

Fileten und Vergoldemesser

Fileten sind ebenfalls Vergoldewerkzeuge, aber anders als die Lettern dienen sie zur freien Gestaltung durch Prägungen. Fileten sind Messing-Stempel mit Holzgriff, die Linien in unterschiedlichen Dicken und Krümmungen prägen können. Mit ihnen führst du Linien und Muster auf deinem Bucheinband aus. Es gibt auch Fileten mit Motivstempeln; beliebt sind Blätter und Blüten, mit denen du deine Bogen und Muster zu Pflanzen-Ranken auf deinem Buch gestalten kannst. 

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Die Fileten selbst prägen das Material, vertiefen es also nur. Um diese Prägungen zu vergolden, nutzt der Buchbinder Blattgold oder Silber; dafür gibt es ein weiteres Werkzeugset. Fürs Vergolden benötigst du neben dem Blattmetall selbst ein Vergoldemesser, um die Blätter sauber auf die passende Größe zu trennen. Mit einem Anschusspinsel kannst du das Stück Gold aufnehmen und auf dir mit Anlegemilch bestrichene Vertiefung ablegen. Mit einem Achatstein polierst du die Stelle auf Hochglanz und fertig ist die kunstvolle Prägung. 

Mit dem gleichen Vergoldeset kannst du ebenfalls einen Buchschnitt vergolden. 

Der Umgang mit Fileten und Blattgold ist in der heutigen Buchbinderei nicht üblich und es bietet sich nur selten die Gelegenheit dazu. Trotzdem liegen die Werkzeuge in vielen Werkstätten in einer gut geschützten Ecke und warten auf ihren Einsatz.

Wie du dir vielleicht vorstellen kannst, ist diese Liste der Werkzeuge in der Buchbinderei noch nicht abschließend oder umfassend. Wenn du eine Nachricht von mir bekommen möchtest, sobald ich den nächsten Beitrag (vielleicht über weitere Werkzeuge) veröffentliche, trage dich für die Buchbinders Briefe ein.

Moin, ich bin Franja

Ich bin buchverliebt seit Kindesbeinen und es fiel mir nicht schwer, mein Leben den Büchern zu widmen. 

Ich schreibe selber und binde Bücher, bis jetzt – weiter Buchkünste kommen bestimmt noch hinzu.


Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht allen Buchbegeisterten die Kunst und das Handwerk rund ums Buch zu zeigen und zu lehren.

Ich gebe Workshops und leite den Zirkel der Selberbuchbinder, einen Online-Kurs mit Livetreffen.

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