Buchbinderei ist eine kreative Betätigung, egal, ob du deinen Schwerpunkt nun auf bunte, vielfältige Bindungen legst, oder du mit viel Sorgfalt das ganze Buchbinde-Projekt durchdenkst. Ich mag beides, es gibt mir Spaß und Befriedigung. Doch ein Kuriosum, das sich mir nicht erschließt, ist die Entwicklung neuer Buchbinde-Techniken. Eine davon ist die Criss-Cross-Binding, auch Secret Belgian Binding genannt.
In meinem Kopf sind alle Buchbinde-Techniken mindestens ein Jahrhundert alt und ich war erstaunt, als ich erfahren habe, dass diese Bindung vor nicht mal 50 Jahren von der Buchkünstlerin Anne Goy erfunden wurde.
In vielerlei Hinsicht kurios
Dabei ist das nicht die einzige Außergewöhnlichkeit an dieser Bindung. Denn der Begriff Bindung bezieht sich nicht nur auf die Fadenheftung mit der die Lagen in den Einband gefügt werden. In diesem Fall werden die Deckel nicht mit Leim und Papier aneinander gefügt, sondern ebenfalls durch einen Zwirn verbunden. Es ist also nicht nur der Buchblock mit einem Faden gebunden, der Einband ist es auch.
Weiterhin kann man je einen Deckel auf einmal komplett nach hinten umklappen, wobei sich der Pappstreifen am Rücken wie bei einem Zaubertrick verschiebt. Es ist so faszinierend dabei zuzusehen, dass ich den ganzen Tag dieses Buch auf und zu klappen möchte.
Die wichtigsten Materialien
Die Anleitungen
Variantenreiche Criss-Cross-Binding
Die Criss-Cross-Binding ist großartig, wenn es darum geht schick auszusehen. Die Farbabstimmungen kannst du differenziert gestalten: Überzugsmaterial und Zwirn können zueinanderpassen oder im Kontrast zueinander stehen. Du kannst mit Zwirn in verschiedenen oder in einer Farben arbeiten. Die Überzugsmaterialien von Rücken und Deckel kannst du variieren, sie müssen nicht gleich sein. Gleiches gilt für den Spiegel, der auf der Innenseite der Deckel aufgeklebt wird. Eigentlich braucht es noch nicht mal Pappe, du kannst diese Bindung auch mit Karton für flexible Deckel oder sogar mit Holz fertigen.
Für die Lagen kannst du wiederum beliebiges Papier wählen; ich bevorzuge dickes Papier, da es mit jeder Lage mühsamer wird diese einzuheften. Diese Bindung ist also nicht gut für richtig dicke Bücher geeignet, auch wenn technisch nichts dagegen spricht. Es wird nur schwieriger, da die Spannung der Fäden des Einbands mit jeder Lage zunimmt. Die Lagen werden in den fertigen Einband geheftet und können nicht mehr final beschnitten werden, also solltest du sie vor dem Heften beschneiden und sauber vorstechen, damit es keine großen Sprünge oder einen unordentlichen Buchschnitt gibt.
Innerhalb kürzester Zeit hat sich die Criss-Cross-Bindingen zu einer meiner Lieblingsbindung gemausert. Gerade weil die Gestaltungsmöglichkeiten so vielfältig sind, bei einer überschaubaren Anzahl an Schritten. Doch ausdenken könnte ich mir eine solche neue Art ein Buch zu binden nie. Meine Kreativität erfreut sich an anderen Dingen als an bahnbrechenden Erfindungsreichtum. Um so dankbarer bin ich all den klugen Köpfen, die keine Mühe scheuen und mit Neugierde und Forscherdrang neue Techniken entwickeln und in der kleinen Welt der Buchbinder teilen.
Vielen Dank Anne Goy für diese wundervolle Technik.
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