Ich war erschlagen.
So viele Eindrücke, die auf mich einwirkten.
So viele neue Ideen für Buchbinde-Projekte, die ich an gehen möchte.
Ich war auf der Creative World 2019; einfach mal zum Gucken. Was ich so geguckt habe, teile ich nun mit dir. Lass dich inspirieren.
Büttenpapier
Eine weiche, schmeichelnde Oberfläche. Ein zerfranster, unregelmäßiger Rand. Farbig durchwirkt oder mit den filigransten Mustern bedruckt.
Handgeschöpftes Büttenpapier. Ich liebe es und es begegnete mir auf der Messe an jeder Ecke. Ob japanisches Washi, Katazome oder Chiyogami, in Indien und Tibet handgeschöpfte Papiere aus den Fasern des Khadi oder Selbstgeschöpftes. Für einen Buchbinder gibt es nichts Schöneres, als Büttenpapier.
Wie du vielleicht bemerkst, hab ich vor lauter Staunen nur selten den Auslöser an meinem Handy gefunden.
Marmorieren
Ein großes Thema auf der Messe waren Marmorierungstechniken. Allem voran und allgegenwärtig ist das Pouring. Dabei wird Acrylfarbe mit einer Pouring-Flüssigkeit vermengt und erhält dadurch fantastische Fließeigenschaften.
Die Ergebnisse sind erstaunlich, aber da ich versuche plastikärmer zu leben, fällt Acrylfarbe für mich weg. Ich werde die Farben, die ich noch habe, aufbrauchen oder verschenken. Aber nichts neues mehr kaufen. Auch keine Pouring-Flüssigkeit.
Zum anderen gefällt mir traditionelles Marmorieren viel mehr. Ich durfte es sogar ausprobieren und meinen eigenen Bogen Marmorpapier am Ende des Tages mitnehmen.
Buchbinde-Techniken
Du könntest meinen, dass die Bücher auf der Messe mich am meisten in den Bann geschlagen haben, da ich ja Buchbinderin bin. Falsch gedacht!
Die Paper World hab ich nur einmal durchquert, um zur Creative World zu kommen. Größer war die Vorfreude neue Materialien und besondere Techniken zu entdecken. (Und das hat sich gelohnt.)
Im vorüber gehen ist mir jedoch aufgefallen, dass es beim Altbewährten bleibt. Viele, viele fadengeheftete (aber industriell) Notizbücher unterschiedlichster Qualitäts- und Preisklassen, manches im DIY-chic, aber ohne Liebe produziert. Das können du und ich besser!
Aufgefallen sind mir trotzdem ein paar Schätzchen: Auf dem unteren Bild ist ein Langstichleder-Buch zu sehen; vielleicht eher als Kladde zu bezeichnen. Dass man so was machen kann ist kein Geheimnis, wenn man sich mal auf Pinterest umschaut; ich hab aber noch nie eine Langstich-Heftung gemacht und bin verdammt neugierig, wie meine erste Aussehen wird. Ich gelobe, dass ich berichten werde.
Daneben siehst du eine Kladde, die ist fadengeheftet und dann in einen Umschlag aus dickerem Papier eingehängt, die einen Büttenrand hat. Und trotzdem einen Farbschnitt!
Also keinen richtigen, aber einen farbigen Schnitt. Ich liebe den shabby-diy-Style, die diese Technik dem Buch verleiht. Manchmal habe ich von meiner starren Ausbildung noch ein Brett vorm Kopf und solche Sachen hauen mich vom Hocker. :D
Zudem würde ich gerne selber einen Fächer beziehen. Wenn mir nur kein Rätsel wäre wie das gehen soll.
Zudem habe ich japanische Bücher gesehen, die alleine dadurch etwas besonderes sind, dass sie nach traditioneller Methode und mit den entsprechenden Materialien gefertigt wurden.
Das Inhaltspapier wird dafür gefalzt und der Falz liegt außen am Vorderschnitt. Ein schönes Detail ist auch die Abdeckung der Heftung an Fuß und Kopf.
Das Titelschild ist senkrecht und wird im japanischen von oben nach unten beschrieben.
Auf dem zweiten Bild ist "endlos"-Papier zu sehen, dass zu Schriftrollen aufgerollt werden kann.
Alles in allem war die Creative World ein voller Erfolg und eine geile Erfahrung. Ich habe viele Inspirationen mit nach Hause genommen und konnte Pläne schmieden, wo ich mit Selberbuchbinden hin möchte.
Warst du auch auf der Messe? Wie waren deine Eindrücke? Was hast du mitgenommen?
Selbst wenn du nicht dort warst: gibt es etwas was du gerne auf dieser Seite sehen würdest? Ein Buchprojekt, dass du unbedingt umsetzten möchtest?
Was denkst du?