Aufbewahrung von Buchbinder-Materialien

"Papier, Papier, Papier!" 
Es gibt Tage, an denen eskaliere ich vollständig. An einem Tag im Herbst, wenn in Köln die Buchbindermesse ist zum Beispiel. Oder im boesner, wenn sie neue, bedruckte Papiere im Angebot haben. 

 Mit Armen voller Papieren komme ich in meine Wohnung, breite meine Errungenschaften auf dem Werktisch aus und streiche noch mal liebevoll über die bunten Muster. Dann liegen sie dort - meine Gedanken fliegen zu anderen Dingen und Buchbinden kann ich kaum, denn die Papier liegen ja auf meinem Arbeitsplatz.

 Das ging mir Jahre lang so, weil ich einfach keinen Ort hatte, wo ich das Papier sicher verstauen konnte. Wenn du noch nicht mal einen Werkplatz hast und deine Ausflüge in die Buchbinderei am Küchentisch antrittst, ist das Problem mit der Aufbewahrung noch viel größer. 

 Aber die Rettung naht, denn ich hab Tipps für dich: 

1. Aufbewahrung von Papier und Buchbinder-Gewebe

Aufbewahrung 5

70 x 100 cm oder 50 x 70cm. Das sind die Standardmaße, in denen Buntpapier oder Papierbogen verkauft werden. Gewebe wird von einer Rolle geschnitten, die meistens rund im einen Meter breit ist. 

 Das sind Formate, wie sie kaum irgendwo gut aufzubewahren sind. 

 Generell gibt des bei Papier und Gewebe, das eine aufkaschierte Papierschicht hat, nur zwei Möglichkeiten es zu lagern. Glatt und flach liegend oder aufgerollt. 

 Jede angestoßene Ecke und jeder Knick zeichnet das Papier an dieser Stelle unwiederbringlich. Feuchtigkeit macht das Papier wellig und kann zu Stockflecken oder schlimmeren führen und Sonnenlicht bleicht die Farben und den Druck aus. 

 Am Besten wäre also ein abgeschlossenes Gefäß, das die papierenen Schätze vor Licht und Feuchtigkeit schützt und mindestens 70 cm lang ist. Das Material sollte fest genug sein, damit der Inhalt vor Stößen bewahrt wird. 

Aufbewahrung 1

 Ich hab meine Papier lange in Unterbettschubladen aufbewahrt; die räumliche Trennung von allem anderen hat mich aber sehr genervt. Also wurde es eine große Plastikboxen (zum Beispiel von Ikea), die ich gleichzeitig dafür verwende, um mit Marmorieren und Papierschöpfen zu experimentieren. Sie hat unter meinem Werktisch Platz gefunden und beinhaltet Papierreste und Tonkarton von kleinerem Format. 

 Für die Buntpapiere ist jedoch eine Geschenkpapiertasche der beste Freund. Zusammengerollt lassen sich die Papier hier drin gut lagern und sortieren. Du kannst die Rollen nach Motiven, Ursprung des Papiers oder Farben sortieren. Rolle trotzdem besser die Papier in so dicken Stößen zusammen, dass die fest sind und nicht einknicken, wenn du weitere Rollen darauf stapelst. 

2. Aufbewahrung von Leder

Aufbewahrung 3

Leder ist im Vergleich zu Papier ein deutlich robusteres Material. Trotzdem lagert es sich gerollt oder flach ausgebreitet am besten. 

 Kleine Lederstücke kannst du gut in einem Versandkarton aufbewahren. Meiner hat ungefähr A3 Maße. Also 30 auf 42 cm. Eine Plastikbox in ähnlichen Größen tut es aber auch. Das Leder in der Box kannst du ruhig ein, zwei Mal falten. Es knickt nicht und du kannst es wieder glatt streichen. 

 Ganze oder halbe Felle lassen sich platzsparend auf eine Papprolle oder auf ein Isolier-Schaustoff-Roh aufbewahren.   

 Ebenso kannst du mit Stoffen verfahren. 

3. Aufbewahrung von Leimen und Kleistern

Generell gehört Dispersionsleim und Kleister in luftdicht schließende Behältnisse; sonst trockenen sie ein. Darüber hinaus ist es wichtig den Leim vor zu viel Kälte oder Hitze zu schützen. Frost löst die chemischen Bestandteile aus, sodass der Leim an Klebkraft verliert. Zu viel Wärme lässt den Leim schneller kippen, er wird schlecht, und noch im Behälter abbinden. Leimbehälter stehen deswegen gut im Schrank und nicht auf der Fensterbank.

4. Aufbewahrung von Kleinteilen

Aufbewahrung 2

Kapitalband, Lesezeichenlitzen, Buchschrauben, Schutzecken, Beschläge, Ösen, Heftzwirn, Fischgrätenbänder, Wachs, Hanfschnur, Klebebänder. In allen verschiedenen Farben, Formen und Ausführungen. Und alles fliegt durcheinander. 

 Außer du bringst irgendwie Ordnung in das Chaos. 

 Das "irgendwie" lässt sich mit Papp-Schachteln lösen. Diese kannst du fertig kaufen, IKEA oder Tedi sind da eine gute Quelle, und mit deinen Buntpapieren überziehen. Oder du machst deinen Bedürfnissen angepasste eigene Schachteln. Wenn du dazu eine Anleitung haben möchtest, schreib es mir in den Kommentaren. 

Aufbewahrung 6

 Auch ein kleines Schubladensystem aus Sperrholz kannst du mit Farbe oder Papier überziehen und zum Ordnungsbewahrer in deinem Hobbyraum machen. 

 Und wenn dann immer noch Kleinteile übrig sind, hilft ein Kleinteilesortiment wie für Schrauben. 

5.Aufbewahrung von Pappen und Karton

Bei Pappen gibt es das gleichen Problem wie bei Papier. Sie haben riesige Formate. Der Vorteil ist jedoch, dass sie weniger anfällig gegen Knicke und Sonnenlicht sind. Es wäre eine Möglichkeit sie gleich auf Format zu schneiden und diese Stücke gestapelt in irgendeinem Regal aufzubewahren. 

 Alternativ machen sie sich gut stehend an der Wand, neben oder hinter einem Regal, in einer toten Ecke, wo sonst nichts seinen Platz finden würde. 

 Hast du noch geniale Aufbewahrungs- und Ordnungstipps für ein Heimbuchbinderei? Dann schreib es in die Kommentare und lasse die Buchbindercommunity dran teil haben. 

Moin, ich bin Franja

Ich bin buchverliebt seit Kindesbeinen und es fiel mir nicht schwer, mein Leben den Büchern zu widmen. 

Ich schreibe selber und binde Bücher, bis jetzt – weiter Buchkünste kommen bestimmt noch hinzu.


Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht allen Buchbegeisterten die Kunst und das Handwerk rund ums Buch zu zeigen und zu lehren.

Ich gebe Workshops und leite den Zirkel der Selberbuchbinder, einen Online-Kurs mit Livetreffen.

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2 Kommentare

  • Die Idee mit den transparenten Aufbewahrungsboxen ist genial – endlich herrscht Ordnung im kreativen Chaos! Und die Anregungen für die Gestaltung des Arbeitsplatzes sind einfach inspirierend. Wer hätte gedacht, dass Ordnung so stylisch sein kann? Vielen Dank für die tollen Ideen – mein Bastelbereich wird definitiv aufgerüstet!
    Liebe Grüße,
    Lena
  • Moin Lena,
    vielen Dank. Ich freu mich, dass ich dich inspirieren konnte.

    Herzliche Grüße

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