Wie du einen Buchblock zusammenstellst - Anleitung

Ein Buch besteht aus Papier, Leim, Pappe und dem Einbandmaterial - Papier, Leinen oder Leder. Doch natürlich gibt es noch viel mehr, zum Teil versteckte Materialien.

Doch halt!

Schritt für Schritt: bevor du mit dem offensichtlichen am Buch beginnst, dem Deckeln und dem Einband, beschäftigst du dich mit dem Block des Buches. Also dem Teil des Buches, in dem der Inhalt Platz findet. 

  1. Buchblock zusammenstellen
  2. Fadenheftung - Französischer Kreuzstich-Heftung
  3. Vorsatz, Kapitalband und Lesezeichen ankleben
  4. Decken-Rohling zusammenhängen
  5. Einband fürs Buch machen
  6. Buchblock einhängen


Werkzeuge für diesen Teil der Anleitung:

  • Cuttermesser
  • Schneidmatte
  • Lineal
  • Falzbein
  • Ahle
  • Schere

Material für diesen Teil der Anleitung:

  • Papier für den Inhalt - 20 Bogen [29,7 x 21 cm]
  • Einen Rest von Karton oder Pappe - [Höhe: 21 cm]
  • Zwirn - [~ 120 cm Länge]
  • Einen Klumpen Wachs (Bienenwachs oder weißer)

Schritte in dieser Anleitung

  1. Buchblock zusammenstellen
  2. Papier auswählen
  3. Papier zuschneiden
  4. Papier falzen
  5. Heftschablone anzeichnen
  6. Vorstechen der Lage
  7. Heftfaden vorbereiten

Buchblock zusammenstellen

Der Buchblock ist der innere Teil des Buches. Er reicht von Vorsatz zu Vorsatz und umfasst den Textteil oder Notizteil, wenn die Seiten noch nicht beschrieben sind.

Aus der Sicht des Buchbindenden besteht der Buchblock aus vielen gefalzten Papierbogen, die zu Lagen zusammengesteckt werden.

Ein einzelner gefalzter Bogen hat vier Seiten, zwei ineinander gesteckte Bogen haben acht und so weiter. Üblich sind drei oder vier Bogen und daraus resultierend 12- oder 16-Seiter.  12-Seiter kannst du anwenden, wenn das Papier dick ist oder du einen Karton für deinen Buchblock verwenden möchtest. Für alles andere kannst du 16-Seiter zusammenstellen.

Franja empfiehlt: Wenn du lose Blätter und keine falzbaren Lagen hast, kann du sie klebebinden. Dabei werden quasi die Blattkanten zusammengeklebt. In der industriellen Buchbinderei werden, werden trotzdem Lagen gebildet und der Rücken dann abgefräst, um lose Blätter zu erzeugen. Aber Achtung: Eine Klebebindung ist nie so stabil wie eine Fadenheftung. Für ein Notizbuch eignet sich eine Heftung besser.

Bei deinem Notizbuch mit blanko Seiten oder Lineatur musst du nichts beachten. Wenn du einen Textblock hast, musst du die Seiten in die richtige Reihenfolge bringen.

Franja empfiehlt: Papier für ein Notizbuch
Ich verwende für meine Notizbücher das doree V120, das es bei boesner zu kaufen gibt. Es ist hervorragendes Schreibpapier mit Füller oder Kugelschreiber, aber auch einer Skizze mit Bleistift nicht abgeneigt.
Das Gewicht und die Dicke ist sehr angenehm und lassen einen schönen Buchblock entstehen, ohne dass die Seiten schnell umknicken.
Das V120 verweist auf ein gesteigertes Volumen um 50%. Bei einem Volumen von 150% ist das Papier um 50% dicker als ein Papier mit einfachem Volumen bei gleicher Grammatur.  Das Flächengewicht des Papiers liegt bei 120g/m².

Papier auswählen

Zum Buchbinden benötigst du viel  Papier. Wenn du noch kein Papier ausgewählt hast, lasse dich nicht von dem riesigen Angebot verwirren. Teste die Papiere, die du schon zum Schreiben, Zeichnen oder Malen verwendet hast, ob sie dir für deinen Zweck gefallen. Du brauchst für das Binden von Büchern kein spezielles Papier. 

Wenn du kein Papier hast, suche nach Universal-Zeichenpapier mit 100 bis 150 g/m². Das lässt sich meist gut mit allen Stiften beschreiben und hat eine stabile Qualität. Lass das Papier kein Hindernis sein, dein erstes Buch zu binden.

Meine Empfehlung findest du einen Absatz weiter oben.

Franja empfiehlt: Laufrichtung
Bei der Herstellung von industriell gefertigten Papieren entsteht eine Laufrichtung. Diese gibt an in welcher Richtung die langen Papierfasern ausgerichtet sind. Papier lässt sich parallel zu diesen Fasern leichter falten und dehnt sich. Bei deinem Buchblock läuft die Laufrichtung parallel zum Rücken beziehungsweise Falz. Die Laufrichtung lässt sich am Papier erkennen, wenn sie nicht auf der Verpackung vermerkt ist.

Papier zuschneiden

Wenn du dein Papier nicht in A4, sondern einem größeren Format gekauft hast, musst du das Papier erst auf die  Größe 29,7 x 21 cm zuschneiden.

Je nach dem, welches Werkzeug du zur Verfügung hast, geht es einfach dein Papier auf das richtige Maß zuzuschneiden. Wenn du nicht in Besitz eines Papierschneiders oder einer Pappschere bist, kannst du das Papier mit Cuttermesser und Stahllineal zuschneiden.

Teste dafür am Besten die Laufrichtung und mache am Rand einen Pfeil in der Richtung ihres Verlaufs.

Markiere dir die Höhe [21 cm] im rechten Winkel zur Laufrichtung. Wenn der Bogen groß genug ist, um die Höhe mehrmals herauszubekommen, kannst du es gleich anzeichnen.

Platziere die Markierungen im Abstand von ~20 - 30 cm, abhängig von der Länge deines Lineals.

Lege das Lineal an, fixiere es mit den Fingern und ziehe einen Schnitt an der Kante des Lineals entlang.

Die Klinge des Cuttermessers sollte frisch und scharf sein; brich sie regelmäßig ab, vor allem, wenn du zuvor Pappe oder Leder geschnitten hast.

Markiere die Breite [29,7 cm] und schneide sie ebenfalls zu. Damit hast du das Papier  auf die benötigte Größe zugeschnitten. Wiederhole den Vorgang bis du 20 Bogen für fünf Lagen beisammen hast.

Zirkel: Grundgriffe und Techniken der Buchbinderei im Zirkel

Franja empfiehlt:
Wenn du deinen Buchblock rundum beschneiden möchtest, musst du die Papierbogen größer zuschneiden. Wenn du oben und unten je einen Zentimeter beschneiden möchtest, rechne  2 cm auf die Höhe dazu, also 23 cm.
In der Breite muss der Papierbogen auch größer werden. Wenn du einen Zentimeter  zum Beschneiden haben möchtest, addiere 2 cm auf die Breite. Dabei kannst du auch aufrunden und  die Breite von 32 cm anzeichnen.

Papier falzen

Wie oben schon erwähnt bestehen fadengeheftete Papier aus Lagen, die wiederum aus  ineinander gesteckten Papierbögen.

BB Buchblock 1

Dafür musst du die Bogen in der Mitte falzen.

Du legst das Blatt im Querformat vor dich auf eine glatte Oberfläche. Lege die gegenüberliegenden Ecken aufeinander. Fokussiere dich erst auf die obere Ecke, richte sie aus und fixiere sie mit deinen Fingern.

Die untere Ecke kannst du noch verschieben. Richte auch diese aus und fixiere sie mit dem Daumen.

Mit der anderen Hand nimmst du das Falzbein und bügelst den Falz glatt, sodass du beide Hälften glatt aufeinander vor dir liegen hast.

Für einen 16-Seiter brauchst du vier dieser gefalzten Bogen pro Lage; für einen 12-Seiter drei.

Franja empfiehlt:
Mit ein bisschen Übung kannst du die vier Bogen der Lage auf einmal falzen.
Dafür legst du die Bogen aufeinander, klopfst du sie mit den Kanten auf die Tischplatte und hältst sie fest, bis du sie abgelegt hast. Dann nimmst du alle vier Bogen auf einmal und legst Ecke auf Ecke.

Sobald du alle Bogen gefalzt hast, hast du  fünf Lagen á vier Blatt oder 16-Seiter. Dein Buch wird 80 Seiten haben.

Heftschablone anfertigen

Die Heftschablone ist ein Werkzeug und gibt dir vor an welchen Punkten du die Lagen durchstichst, um später in einem Durchgang heften zu können.

Ohne Heftschablone müsstest du deine Heftung immer wieder unterbrechen, um die Löcher in die Lage zu stechen. Beim Heften ist dies nicht präzise möglich.

Die Heftschablone kannst du aus einem Stück Pappe oder Karton machen, das übrig geblieben ist. Die Höhe entspricht der Höhe deines Buchblocks, also 21 cm. Die Breite sollte zwischen ~ 3 und 5 cm liegen. 

Auf der Schablone setzt du die Markierungen für die Heftlöcher.

Messe oben und unten 1,5 cm ab. Diese beiden Löcher bilden die äußeren Bünde, bei denen der Faden die Lage wechselt. Diese Bünde werden Fitzbünde genannt.

Nun brauchst du noch vier weitere Löcher für zwei Heftbünde. Diese werden mittig zwischen den Fitzbünden platziert.

Miss dir davon von einem Fitzbund ausgehend 5,3 cm für die nächste Markierung ab; von da 1 cm und dann weitere 5,3 cm. Von dort aus markiere noch mal 1 cm und zuletzt dürfte eine Strecke von ~ 5,3 cm übrig bleiben.

Bei den langen Strecken läuft der Faden beim Heften innen, an den Heftbünden führst du ihn nach draußen und verknüpft ihn mit dem Zwirn der drunter liegenden Lage.

Lagen vorstechen

Sobald du die Heftschablone fertig hast, nimmst du wieder die Lagen zu Hand. Lege sie auf eine Unterlage, damit du keine Löcher in deine Tischplatte bohrst oder zu zaghaft bist, weil du es befürchtest.

BB Buchblock 2

Schlage die Lage in der Mitte auf, sodass das Innere der Lage waagerecht vor dir liegt.

Richte die Heftschablone parallel zum Falz aus und nimm die Ahle zur Hand. Setze die Nadel an der ersten Markierung im Falz an und durchstich den Falz von Innen nach Außen. 

Franja empfiehlt: Nicht flach vorstechen
Versuche die Nadel der Ahle in einem 45° Winkel aus, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du die Lage außen exakt mittig erwischt. Das ist wichtig, damit dir später die Löcher nicht ausreißen und die Fadenbindung eine Ewigkeit hält.

Heftfaden vorbereiten

Bemesse zuerst die Länge, die du brauchst, um dein Buch zu binden.

Dafür kannst du dir ein Ende des Fadens nehmen und an ein äußerstes Loch am Buchblock halten. Bemiss die Länge vom einen zum anderen Loch für den Fitzbund. Wiederhole den Vorgang sechs Mal und ziehe dabei mehr Faden von der Spule.

BB Buchblock 3

Mit dem sechsten Mal hast du genug Zwirn, um locker mit dem Faden an der letzten Lage arbeiten zu können, ohne dass es fummelig wird.

Falls du einen ungewachsten Faden hast, reibe ihn mit Wachs ein. Dafür nimmst du das Stück Wachs in eine Hand und drückst den Faden mit dem Daumen dagegen. Mit der anderen Hand ziehst du am Faden.

Durch das Wachsen spleißt der Faden nicht so leicht auf und gleitet besser über das Papier, ohne es einzureißen. Zudem macht das Wachs die Knoten fester zu, wenn die Reibung das Wachs erwärmt.

Franja empfiehlt:
Für das Wachsen kannst du weißes Wachs von einem Teelicht nehmen, besser ist jedoch Bienenwachs, da es “klebriger” ist. Bunter Wachs verfärbt den Faden und kann Spuren auf dem Papier hinterlassen.

Die Vorbereitungen sind abgeschlossen und du kannst endlich mit dem eigentlichen Binden, dem Heften deines Buchblocks, beginnen.

  1. Buchblock zusammenstellen
  2. Fadenheftung - Französischer Kreuzstich-Heftung
  3. Vorsatz, Kapitalband und Lesezeichen ankleben
  4. Decken-Rohling zusammenhängen
  5. Einband fürs Buch machen
  6. Buchblock einhängen

Moin, ich bin Franja

Ich bin buchverliebt seit Kindesbeinen und da fiel es mir nicht schwer mein Leben den Büchern zu widmen. 

Ich schreibe selber und binde Bücher, bis jetzt – weiter Buchkünste kommen bestimmt noch hinzu.


Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht allen Buchbegeisterten die Kunst und das Handwerk rund ums Buch zu zeigen und zu lehren.

Ich gebe Workshops und leite den Zirkel der Selberbuchbinder, einen Online-Buchbinde-Kurs mit Livetreffen.

    13 Kommentare

    • Danke Franja, für diese tolle und gut strukturierte Anleitung. Damit werde ich es endlich probieren. Ich plane mir ein eigenes Aquarell-Reisebüchlein zu binden. Macht es bei diesem Papier Sinn die Anzahl der Lagen im Stapel zu reduzieren? (Das Papier ist ja dicker - etwa 200 - 300 g/m².) Und würdest Du bei einem Mixed-Medi-Buch mit (absichtlich) unterschiedlichem Papier trotzdem bei der gleichen Anzahl an Bögen pro Stapel bleiben?
      Bei meinen vielen Recherchen rund ums Binden habe ich übrigens einen interessanten Hinweis gefunden: Wer keinen Faden und kein Wachs hat kann es mit Zahnseide probieren. Das mache ich dann auch mal irgendwann...
      Herzlichst, Stephie
    • Moin Stephanie,
      die Anzahl der Lagen brauchst du nicht reduzieren, du kannst aber die Anzahl der Bogen, pro Lage verringern bei so dickem Papier. Also 3 gefalzte Bogen statt 4. Bei dünnerem Papier bis 200 g/m² würde ich bei den 4 Bogen bleiben.
      Und du hast recht: Im Prinzip gehen alle reißfesten und nicht dehnbaren Fäden. Wenn sie allzu dünn sind, könnte jedoch das Papier einreißen oder beim Heften die Finger unangenehm belastet werden. Ich für meinen Teil nehme immer eigens gewachste Fäden, weil sich dann auch die Knoten am Besten schließen

      Herzliche Grüße
      Franja
    • es heißt "nimm" und "miss", das sind die Imperative von nehmen und messen, da schmerzen einem ja die Augen
      Aber danke für die Anleitung
    • Moin Lies,
      nun, meine Texte sind nicht perfekt. Ich freue mich trotzdem, dass sie nützlich sein konnte. Gern geschehen.
      LG
    • 16 Blatt ineinander. Ich nehme an, das funktioniert bei leeren Blättern, da die einfach gerade geschnitten werden können, aber bei bereits gedruckten Büchern, würde man doch sicher den fehlenden Rand sehen, oder?

      Ich beschäftige mich damit, eigene gedruckte Bücher zu binden.
    • Moin moin Alisia,
      ich versehe leider nicht genau, was du meinst. Was verstehst du unter "fehlenden Rand"?
      Gedruckte Bücher müssen tatsächlich anders behandelt, in vielerlei Hinsicht.
      Liebe Grüße
    • Versteh ich gut: 16 Blatt pro Heft sind viel, da nach einem (auch knappen) Beschnitt beim äußersten Blatt fast der ganze Rand bleibt, während der Rand beim innersten Blatt schmaler wird (das meinest du wohl mit dem "fehlenden Rand"): es "fehlt" mindestens die Dicke von 16 Blättern wegen der Knick-Kurve im Rücken (ich schätze: mehr als 2 mm).
      Ich drucke oft Bücher aus PDF (auf NORMALPAPIER) aus. Dazu habe zu Anfang immer 20 Seiten gedruckt (bei 4 Seiten pro Blatt also 5 Blätter pro "Heft", keine "traditionelle" Menge!); ist einfach, weil zum Ausdrucken in 20-Seiten-Schritten vorgegangen wird.
      Dann bin ich auf 24 Seiten (6 Blätter pro Heft) umgestiegen; das spart Zeit beim Heften, aber ich - Kopfrechnen schwach! - brauche eine Druck-Liste mit den Seitennummern für jedes Heft. Diese "bequeme Form" lässt aber nach dem Heften des beschnittenen Blocks beim Runden aber an der ("Aufschlag"-)Seite des Buchs sichtbare "Treppchen" entstehen!
      So produziere ich jetzt meistens (mit neuer Druckliste) nur noch 16 Seiten (4 Blätter) pro Heft. Das ist mehr (Druck- und Heft-)Arbeit, sieht aber beim fertigen Buch schöner aus, da die Treppchen deutlich reduziert sind.
    • Bin zufrieden...
    • Du bist ein Schatz.... komme morgen wieder...
      Wie war das mit meinem monatlichen Beitrag????
      LG Sabine
    • Gut geordnet, gut gelungen. Beim Link 3. der Gliederung "Vorsatz, Kapitalband und Lesezeichen ankleben" komme ich allerdings zum Schritt 4. "Buchdecken zusammenhängen"; könntest Du das anders verlinken?
      Dennoch: eine sehr gute Übersicht
    • Moin Peter,
      vielen Dank, jetzt klappt's.

      Liebe Grüße Franja

    Was denkst du?

    | 2018 – 2024 | 

    Du darfst meine Anleitungen privat für dich nutzen, sie ausdrucken und zu einem Buch binden. Ich freue mich, wenn du anderen Buchbegeisterten von Selberbuchbinden erzählst und die Inhalte teilst. Eine Nutzung oder Vervielfältigung für Workshops oder auf deiner Seite Bedarf meiner Erlaubnis.