Papier Schöpfen Anleitung - Stelle dein eigenes Büttenpapier her

In gefühlt jedem Beitrag auf Selberbuchbinden steht: Papier ist der essenzielle Grundstoff für das Binden von Büchern. Und einer der Vielfältigsten. 

 Doch wie wird Papier gemacht? Was für Techniken gibt es und warum ist gutes Papier, vor allem Büttenpapier mitunter so teuer. Am einfachsten gelangst du zur Antwort dieser Fragen, wenn du selber ausprobierst dein Papier zu machen. Denn dann merkst du welche Kunstfertigkeit das Schöpfen von Papier verlangt. Deswegen gibt es nun hier die Papier Schöpfen Anleitung von Selberbuchbinden. 

 Du kannst nicht erwarten, dass du blütenweißes Schreibpapier auf Anhieb selber schöpfst, aber du wirst beim Ausprobieren jede Menge Spaß haben, deiner Kreativität freien Lauf lassen und vielleicht die Natur genießen. Diese Anleitung ist super geeignet, um sie mit Kindern zu machen. 

Zeitaufwand

Mindestens ein Tag mit Vorbereitungen und Schöpfen. Eine Papier-Schöpfen-Session kann gerne auch ein Wochenende beschlagnahmen.

Werkzeuge, die zum Papier schöpfen brauchst

  • Schöpfsieb 
  • Wanne, die ungefähr doppelt so groß wie dein Schöpfsieb ist
  • Presse, die groß genug für deine Bretter ist
  • Leinentücher oder Filz, die ungefähr rundum 2-3 cm größer sind als dein Schöpfsieb
  • 2 Bretter, die ungefähr rundum 2-3 cm größer sind als dein Schöpfsieb
  • Mixer
  • Wäscheständer
  • Bügeleisen
  • eventuell Handtücher

Material, das du zum Papier schöpfen brauchst

  • Zellstofffasern ( in der Anleitung siehst du Papierfasern aus Baumwolle, es geht aber auch Zeitungspapier, Altpapier) 
  • Wasser
  • Kaolin 
  • eventuell Pigmente
  • eventuell gepresste Blätter
  • Karton zum Trocknen

Arbeitsplatz, den dir für die Papier schöpfen Anleitung brauchst

Zum Papier schöpfen benötigst du ein bisschen Platz. Du musst die verschiedenen Stadionen neben einander aufbauen, damit du reibungslos einen Handgriff nach dem anderen machen kannst. Abhängig ist der Platzbedarf von der Größe des Papiers, dass du schöpfen möchtest.
Als erste Station hast du die Wanne mit der Pulpe und dem Schöpfsieb. Danach brauchst du Platz für deine Filze und die Bretter, damit du das Sandwich für die Presse bauen kannst, die die nächste Station bildet. Für das Trocken brauchst du genug Platz für den Wäscheständer oder um den Karton auszulegen. 

Franja empfiehlt:
 Am Besten und wenn vorhanden schöpfst du das Papier im Garten oder auf der Terrasse. Beim Pressen des Papier quillt jede Menge Wasser heraus, was in einem Raum eher ungünstig ist. Wenn du draußen keine Möglichkeit hast oder das Wetter nicht mitspielt, kannst du dir bei an Station zwei und drei Handtücher bereitlegen, um das überschüssige Wasser aufzunehmen. Achte jedoch drauf, dass deine Arbeitsfläche das Wasser ab kann. Wenn Wasser in Holz einzieht, gibt es unschöne Flecken und eine aufgerauhte Oberfläche. 

Schritt #1: Papierfasern für das Schöpfen vorbereiten

Papier aussuchen

Es gibt Papierfasern zu kaufen, die speziell zum Papier schöpfen aufbereitet sind. Diese können aus Baumwolle - diese verwende ich auf den Bildern -, Altpapier oder anderen Zellstofffasern bestehen. Du kannst deine Fasern aber auch aus Pflanzen oder Altpapier selber sammeln und herstellen. 

Pulpe herstellen

Die Fasern, die du kaufst, kommen entweder als Platte oder Schnipseln zu dir. Wie die selbst gesammelten Fasern musst du diese in Wasser aufweichen, um sie zerkleinern zu können. Dafür füllst du deinen Rohstoff in die Wanne mit Wasser und lässt sie erstmal quellen. Dabei sollen sich die Fasern mit Wasser vollsaugen; es reicht, wenn dein Rohstoff knapp mit Wasser bedeckt ist und für ein paar Stunden oder über Nacht ruht.

 Danach kannst du sie in 2 - 3 cm kleine Stücke zerreißen, damit du später gut mit dem Mixer durch die Masse kommst. Wenn die Fasern innen noch trocken sind, warte bis sie sich vollständig vollgesaut haben.

 Zuletzt kommt der Mixer zum Einsatz. Egal ob Stabmixer - füll deine Pulpe dafür in eine hohes Gefäß - oder Standmixer, mit der elektrischen Zerkleinerung kommst du viel weiter als mit der Zerkleinerung per Hand. Hier musst du jedoch beachten, dass du die Zusammensetzung der Tinte bei bedrucktem Altpapier nicht kennst. Diese Farben können giftig sein, also musst du den Mixer danach sorgfältig reinigen oder nicht mehr für die Zubereitung von Lebensmitteln verwenden.

 Je feiner du deine Pulpe, so heißt dein Faserbrei in der Fachsprache, zerkleinerst, desto feiner wird dein Papier. Deswegen lohnt es sich für diesen Arbeitsschritt ein bisschen mehr Zeit einzuplanen und deine Fasern mehrmals klein zu mixen.

Papier schoepfen Anleitung 3

Beimengungen hinzufügen

Fügst du deine Pulpe deine Beimengungen bei.
Kaolin ist dabei ein Standard, denn es fügt einem Papier ein strahlendes Weiß und eine glattere Oberfläche zu, da es sich zwischen die Fasern legt und Zwischenräume auffüllt. 

 Darüber hinaus kannst du Farbe, Pigmente oder Pflanzenfasern hinzufügen, um sie in das Papier einzuschöpfen.
Ganze Blätter oder Blüten kannst du auflegen, kurz bevor du das Papier schöpfst. 

Schritt #2: Papier schöpfen-Anleitung für den eigentlichen Vorgang

Papier schöpfen

Achte drauf, dass dein Sieb vor dem Schöpfen sauber ist, denn das Muster des Gitters inklusive eventueller Unregelmäßigkeiten bleibt auf deinem Papier bestehen, auch wenn es getrocknet ist. Diese Eigenart kannst du dir zu Nutze machen, wenn du ein Wasserzeichen machen möchtest, doch unbeabsichtigt ist, es nicht so schön. 

 Um nun einen Papierbogen aus deinem Papierbrei zu schöpfen, führst du deinen Sieb mit dem Rahmen - wenn du einen hast - in einem steilen Winkel in die Pulpe bis es unter der Wasseroberfläche ist. Dann hebst du das Sieb waagerecht an und aus dem Wasser. Der Papierbrei zwischen Schöpfrahmen und Wasseroberfläche bleibt dabei im Sieb hängen und bildet zukünftig dein Papierbogen. Nun kannst du den Schöpfrahmen ein paar Mal hin und her wiegen, um den Brei gleichmäßig zu verteilen. Lass das Wasser gut abtropfen, aber berühre die Faserschicht nicht.

 Wenn du keine gleichmäßige Verteilung hinbekommen hast oder du zu wenig oder zu viel Fasern auf deinem Sieb hast, kannst du den Brei erneut in die Pulpe entlassen und von Vorne beginnen. 

Papier schoepfen Anleitung 6

Papier gautschen

Gautschen bezeichnet das Pressen deines Papierbogens zwischen den Tüchern oder Filzen. Es gibt spezielle Gautschfilze.

 Wenn du einen Rahmen für dein Sieb hast, nimmst du ihn nun ab. Dann kannst du dein Tuch oder Filz auf das Sieb legen und leicht andrücken. Danach drehst du Sieb und Filz gemeinsam um und nimmst langsam das Sieb ab.

 Das Sieb ersetzt du durch den zweiten Filz (oder Tuch) und packst beides zwischen die Bretter.

Papier schoepfen Anleitung 7

Pressen und Ablegen

Dein Brett-Tuch-Papier-Sandwich kommt nun in die Presse (wenn du keine Presse hast, kannst du dich drauf stellen). Dabei quillt überschüssiges Wasser aus den Fasern und sie werden zu einer Papierschicht verdichtest.

 Wenn du genug Tücher oder Filze hast, kannst du erstmal stapeln und mehrere Papiere gleichzeitig in die Presse geben, was den Prozess beschleunigt und eine schöne Routine erzeugt. 

Papier schoepfen Anleitung 9

Schritt #3: Papier trocknen lassen und glätten

Trocknen lassen

Wenn nicht nimmst du den Filz oder das Tuch aus der Presse und lagerst das Papier auf einen Karton um. Dafür hebst du den oberen Filz ab und legst den unteren mit dem anhaftenden Papier mit diesem nach unten auf den Karton. Dann löst du vorsichtig den Rand des Papiers vom Filz und ziehst auch diesen komplett weg. Das Papier liegt nun auf dem Karton und kann dort trocknen.

 Wenn das Papier gut angetrocknet ist, die Oberfläche fühlt sich nur noch leicht feucht und nicht mehr nass an, kannst du das Papier auch vom Karton abnehmen und über zwei Schnüre des Wäscheständers zum Trocknen aufhängen.

 Wenn du genug Tücher oder Filze hast, kannst du diese einfach aufhängen, sobald du die Presse voll hattest.

 Sobald die Oberfläche der Papier sich trocken anfühlen kannst du sie aufeinander stapeln und noch mal in die Presse geben. Dafür nimmst du sie von den Karton oder Tüchern. Presse sie nicht fest ein, sondern gib schwachen Druck drauf. Dann legt sich das Papier plan und glatt aus. 

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Alternativ kannst du es glätten.


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Glätten

Für das Glätten deines Papiers kannst du ein Bügeleisen verwenden. Dafür legt du leicht angetrocknetes Papier zwischen zwei Leinen- oder Baumwolltücher. Das Bügeleisen sollte eine mäßige Temperatur haben. Zwischen den Tüchern bügelst du das Papier mit gleichmäßigen Bewegungen. Dabei verdampft die restliche Feuchtigkeit und das Papier wird schön glatt.

 Nun hast du dein eigenes Papier hergestellt. Die Technik lädt ein weiter zu experimentieren. Über das Farben deinese Papiers und das Einschöpfen von Blättern gibt es noch jede Menge andere Erweiterungen. Alleine das Schöpfen von Papier mit Wasserzeichen ist wieder eine ganz eigene Herausforderung. Heute bietet der 3D-Druck die Möglichkeit individuelle Schöpfsiebe herzustellen.   

 Probiere es selber aus und schöpfe eigenes Papier für dein nächstes Buchbinde-Projekt. Verwende den Hashtag #selberbuchbindenprojekt um das Foto deines geschöpften Papiers mit allen Selberbuchbinder*innen zu teilen. 

Moin, ich bin Franja

Ich bin buchverliebt seit Kindesbeinen und da fiel es mir nicht schwer mein Leben den Büchern zu widmen. 

Ich schreibe selber und binde Bücher, bis jetzt – weiter Buchkünste kommen bestimmt noch hinzu.


Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht allen Buchbegeisterten die Kunst und das Handwerk rund ums Buch zu zeigen und zu lehren.

Ich gebe Workshops und leite den Zirkel der Selberbuchbinder, einen Online-Buchbinde-Kurs mit Livetreffen.

    14 Kommentare

    • Hallo Franja.
      Endlich mal eine tolle Anleitung zur Herstellung von Papier. Wie entscheidest du denn wieviel Kaolin dazu kommt? Danke dir!
      Andrea
    • Moin Andrea,
      hmm, ich hatte keine konkrete Mengen-Vorgabe und hab mich rangetastet. Am Anfang halt nicht zu viel.

      Liebe Grüße
      Franja
    • Hallo Franja,
      wo bekommst Du Kaolin her?
      Habe mehrmals geschöpft ohne Kaolin, geht auch, das Papier ist halt etwas härter. Danke für die gute Erklärung.
    • Moin Bärbel,
      ich weiß es tatsächlich gar nicht mehr. Hab vor einer Ewigkeit 500 g gekauft und die reichen bis heute. Schau mal bei boesner oder bei einem anderen spezialisieren Künstlerbedarf.

      Herzliche Grüße
      Franja
    • Moin Bärbel,
      Kaolin kriegst Du auch bei ebay oder Amazon.

      Liebe Grüße,
      Jörg
    • Moin Franja,
      dank Deiner prima Anleitung klappt das Papierschöpfen bei mir immer besser.
      Das Papier wird immer dünner, aber zu meinem Leidwesen auch brüchig.
      Welche Möglichkeit gibt es, damit ich das Papier geschmeidiger machen kann, um es später zu falzen?
      Viele Grüße, Jörg
    • Moin Jörg,
      hmm... da bin ich auch noch nicht richtig klug geworden. Meistens sieht das Papier zwar brüchig aus, hält dann aber erstaunlich gut. Du kannst versuche mit Leimungen oder Füllstoffen zu experimentieren, um das Papier geschmeidiger zu machen.
      Wenn ich Weiteres erfahren sollte, trag ich es nach ^_^

      Herzliche Grüße
      Franja
    • Moin Franja,
      danke für die nette Antwort. Und danke für den.prima Blog.
      Ich werd dann mal rumprobieren.
      Liebe Grüße😉
    • Moin Franja,
      vor einiger Zeit habe ich das Medium Papier für mich entdeckt und stiess beim stöbern im Net auch auf Deinen Blog,der mir sehr gut gefällt.
      Eine Frage beschäftigt mich noch immer:gibt es eine Faustregel für die Viskosität der Pulpe?
      Wieviel Material auf wieviel Liter Wasser kommt? Oder bin ich da auf dem falschen Weg?
      Liebe Grüße
    • Moin moin Jörg,
      hmmm, nein eigentlich nicht. Dafür gibt es zu viele Faktoren, die auf das zu schöpfende Papier einwirken: die Art und Länge der Fasern, die Zusammensetzung und Menge der Füllstoffe und welche Grammatur und Opazität du erreichen möchtest.
      Meiner Erfahrung nach neigt man zu Beginn allerdings dazu zu viel Fasern in die Pulpe zu geben, wodurch das Papier dick und steif wird. Wenn das bei dir auch so ist, nimmt weniger bis viiiieeel weniger.
      Ich hoffe, das hilft dir. Herzliche Grüße
      Franja
    • Vielen Dank für die Anleitung.
      Ich habe es ausprobiert, aber nur Karton und Wasser gemacht. Es hat super funktioniert, allerdings ist das Papier jetzt hart und brüchig. Wie bekomme ich das Papier etwas flexibler und biegsamer hin? Oder liegt es am Karton?
    • Moin Daniela,
      es kann gut sein, dass es am Karton liegt. Eine Fernbestimmung ist schwierig. Feine, dünne Fasern ergeben ein weicheres, flexibleres Papier.
      Generell gilt auch: je dünner das Papier, desto mehr biegsamer wird es. Bei den ersten Versuchen klappt das nicht immer. Bis handgeschöpftes Papier die gleichen (oder bessere) Eigenschaften hat wie gekauftes Papier braucht es einiges an Übung und ein paar Experimente bei den Materialien.

      Herzliche Grüße
      Franja
    • Hey Franja, welches Material hast du für das Schöpfgitter verwendet? Das möchte ich sehr gern mal ausprobieren, denn ich kenne nur die Holzrahmen mit Gitterstoff. Danke!
    • Moin moin Silke,
      ich habe das Sieb schon fertig gekauft. Weiß leider nicht mehr wo genau ich es her hatte.
      Es müsste aber jedes Gitter gehen, dass glatt und feinmatschig ist.
      Liebe Grüße
      Franja

    Was denkst du?

    | 2018 – 2024 | 

    Du darfst meine Anleitungen privat für dich nutzen, sie ausdrucken und zu einem Buch binden. Ich freue mich, wenn du anderen Buchbegeisterten von Selberbuchbinden erzählst und die Inhalte teilst. Eine Nutzung oder Vervielfältigung für Workshops oder auf deiner Seite Bedarf meiner Erlaubnis.