Buchblock und Buchdecke sind nun aneinander, aber unabhängig von einander fertig. Jetzt musst du den Buchblock einhängen, wie es in der Fachsprache genannt wird. Dabei verbindest du Block und Einband über die Vorsätze miteinander.
Dieser letzte Schritt ist ein bissl kniffelig. Wenn du der Anleitung folgst, solltest du gut zurecht kommen.
Diese Methode ist übrigens gleichermaßen geeignet, egal ob du eine Fadenheftung oder eine Klebebindung beim Buchblock gemacht hast.
- Buchblock zusammenstellen
- Fadenheftung - Französischer Kreuzstich-Heftung
- Vorsatz, Kapitalband und Lesezeichen ankleben
- Decken-Rohling zusammenhängen
- Einband fürs Buch machen
- Buchblock einhängen und mit der Decke verbinden
Werkzeuge für diesen Teil der Anleitung
- Pinsel
- Makulatur
- zwei Bretter
- Buchpresse
- Gewichte
- Falzbein
Material für diesen Teil der Anleitung
- Buchbinder-Leim-Mix (Kleister/Planatol BB)
- Buchblock
- Bucheinband
Schritte in dieser Anleitung
- Buchblock einlegen
- opt.: Einband und Buchblock schlafen lassen
- Arbeitsplatz vorbereiten
- Vorsatz anleimen
- Deckel auflegen
- Wiederholen auf der anderen Seite
- Falz andrücken
- Pressen
- Endkontrolle
- Trocknen lassen
Buchblock in die Decke einlegen
Ein letztes Mal prüfst du, ob Buchblock und Einband zueinander passen. Dafür legst du den Buchblock zwischen die Deckel, wie es beim fertigen Buch sein soll.
Die umlaufenden Kanten sind an beiden Deckeln und in alle drei Richtungen gleich breit. Dabei liegen Block und Decke Rücken an Rücken; nicht straff aneinander, aber dicht beieinander.
Lege die Decke mit der schönen Seite nach Außen vor dich. Platziere den Buchblock , dass er im Falle einer 1. Seite und Vorderdeckel richtig herum liegt. Richte den Buchblock aus, sodass die umlaufenden Kanten gleich groß sind. Bei der Rückeneinlage blitzt ein schmaler Streifen Kraftpapier unter dem Buchblock hervor, wenn alles richtig ist.
Franja empfiehlt:
Den besten Überblick kannst du dir verschaffen, wenn du genau von Oben auf den eingelegten Buchblock schaust. Ich stelle mich dafür immer auf die Zehenspitzen.
Halte den Buchblock fest und klappe den Deckel zu. Dabei soll der Rücken der Decke im rechten Winkel zu Tisch sein. Weil du nicht schauen kannst, ob der obere Deckel mit gleichmäßigen umlaufenden Kanten liegt, hebst du das Buch hoch.
Halte den Buchblock zwischen den Deckeln fixiert und schiebe das Buch mit dem Rücken zur Tischkante. Dann greifst du fest von Außen auf beide Deckel und fixierst das Buch mit dieser Hand.
Hebe das Buch an und prüfe mit einem Blick auf Schnitt und Kanten ob alles passt.
Nicht extra erwähnt ist bis jetzt, dass Tisch und Finger natürlich sauber und leimfrei sein sollten.
Optional: Einband und Buchblock schlafen lassen
Vor allem wenn dein Buchblock und Einband noch nicht durchgetrocknet sind, kannst du darüber nachdenken, sie schlafen zu lassen.
Lege das Buch auf einem Brett ab, nachdem du die Kanten geprüft hast. Dabei gehst du genau andersherum vor wie beim Hochheben: Erst den Deckel mit Druck von oben fixieren, bevor du den Rücken loslässt. Dann legst du ein Brett auf. Am Besten klappt das, wenn du das Brett vom Rücken aus auf den Deckel schiebst und mit deiner haltenden Hand einfach eine Stufe hoch steigst.
Zuletzt wird die Hand durch ein Gewicht ersetzt, damit du nicht die ganze Zeit daneben stehen musst.
Dann lässt du das Buch über Nacht ruhen. Buchblock und Einband gewöhnen sich in ihrer Position aneinander.
Arbeitsplatz vorbereiten
Für das Verbinden von Buchblock und Einband, in der Fachsprache Einhängen genannt, brauchst du Leim, Pinsel, Falzbein und Makulatur. Zudem Bretter und Gewichte oder besser eine Presse.
Bereite deine Arbeitsplatz sorgfältig vor; das Einhängen ist ein wenig heikel und die Gewissheit, dass alles griffbereit liegt, wird sich gut anfühlen.
Lege die Makulatur auf den Tisch und stelle den Leim in die obere Ecke auf der Seite, wo du den Pinsel in der Hand hältst. Bei Rechtshändern ist das oben oder seitlich rechts, bei Linkshändern oben links. Dann führst du den leimgefüllten Pinsel nicht quer über dein Werkstück, wenn du in deine Hand in die Ausgangsposition zum Arbeiten bringst.
Das Falzbein kommt auf die gleich Seite daneben. Wenn du keine Schürze trägst, lege eine Lappen bereit, an dem du deine Finger von Leim befreien kannst. Feuchte es im Zweifelfall ganz leicht an, damit der Leim schneller abgeht.
Franja empfiehlt: Immer Schürze tragen
Der offensichtliche Zweck einer Schürze ist deine Kleider vor Leimflecken zu schützen. Weißleime, wie Planatol, lassen sich nach dem Trocknen nicht auswaschen; Kleister hingegen schon.
Trotzdem ist der wichtigste Zweck einer Schürze, dass du immer deinen Lappen bei dir trägst, um deine Finger spontan von Leim befreien zu können.
Dafür reibst du mit den Fingerspitzen, also den Punkten, wo du dein Werkstück berühren wirst, über den Stoff und reibst den Leim ab. Im Laufe der Zeit bildet sich eine Leimkruste auf dem Stoff, die dir dabei hilft.
Trage immer eine Schürze. Es wäre ja schade, einen Leimfleck auf deinem Buch zu haben, nur weil du nichts zum Abreiben zur Hand hattest.
Nimm die Gewichte und das Brett von dem Buch und platziere es mittig auf Makulatur. Schlag den Deckel auf; achte darauf den Buchblock nicht zu verschieben. Er liegt jetzt schon so in der Decke, wie du ihn später haben möchtest.
Vorsatz anleimen
Vor dir liegt der Vorsatz, den du anleimen sollst.
Damit der Buchblock beim Anleimen nicht verrutscht, halten den Block an dieser Position.
Benutze Daumen und Mittelfinger der Hand, die nicht den Pinsel hält.
Franja empfiehlt:
Wenn du Block und Decke verbindest, muss du zügig arbeiten. Du darfst nicht hektisch werden oder in Panik verfallen. Der angeleimte Vorsatz dehnt sich aus und wird größer, je mehr Zeit vergeht.
Das hat den Grund, dass sich die Fasern in dem Vorsatzpapier ausdehnen, sobald sie feucht, also angeleimt, werden.
Der Buchbinder sagt, dass das Papier "geht". In manchen Fällen ist dies erwünscht, beim Einhängen nicht. Du erkennst, dass der Vorsatz zu sehr gegangen ist, wenn der Vorsatz die umlaufende Vorderkante erobert und unter dem Buchblock hervorschaut.
Mach am Besten eine Trockenübung und führe den Pinsel ohne Leim über den Vorsatz, um zu kontrollieren, dass der Leimbehälter an der richtigen Stelle steht und du genug Bewegungsspielraum hast.
Tunke den Pinsel in den Leim und nehme die ganzen unteren 0,5 cm Leim auf. Besser zu wenig als zu viel. Du hast genug Zeit den Pinsel nachzutunken; wenn du zu viel Leim hast, quetscht du ihn später beim Pressen unter dem Vorsatz heraus und verschmierst dir die umlaufenden Kanten.
Gehe beim Anleimen sternförmig vor. Trage erst Leim in der Mitte auf und verstreiche ihn nach außen. Drehe dabei leicht den Pinsel zwischen den Fingern, um den Leim vom ganzen Pinsel zu verteilen. Gehe nicht von Außen nach Innen vor, da du sonst den Schnitt des Buchblocks beleimst.
Deckel auflegen
Kontrolliere schnell, ob der Buchblock noch richtig ausgerichtet ist. Klappe den Deckel auf den Block. Jetzt kannst du noch einen Moment lang den Deckel verschieben. Richte ihn an den Kanten des unteren Deckels aus. Hier hilft wieder der Blick von Oben, um zu schauen, dass das die Ecken des oberen und unteren Deckels bündig übereinander liegen.
Dieses Vorgehen folgt der Logik, dass wenn der Buchblock gerade in der Decke liegt, wie du vorhin überprüft hast, dann ist der Deckel gerade, wenn er mit dem unteren Deckel bündig ist.
Du kannst den Deckel leicht anheben, deinen Kopf in die Position bringen, dass du in den Vorsatz spähen kannst. Überprüfe die umlaufenden Kante, ob sie gleichmäßig ist. Du kannst versuchen, den angeklebten Vorsatz um den Bruchteil eines Millimeters zu verschieben, wenn es dir nicht passt.
Wenn du zufrieden bist, drücke den Deckel fest an.
Buchblock einhängen
Reibe die Finger an Schürze oder Tuch ab, bevor du das Buch aufnimmst und umdrehst. Klappe den Deckel auf, überprüfe den richtigen Sitz des Buchblocks und leime den zweite Vorsatz an. Der gleichen Logik folgend wie zuvor klappe den Deckel zu, dass er bündig zum unteren Deckel liegt. Auch diesmal kannst wieder korrigieren und dann fest andrücken.
Falz andrücken
Noch ist der Falz noch nicht richtig in Kontakt mit dem Vorsatz gekommen. Der Falz ist das Schnier am Bucheinband und funktioniert am Besten, wenn er tief eingearbeitet und ausgeprägt ist.
Fahre mit dem Falzbein den Falz auf beiden Seiten nach. Dadurch presst du den Überzug beziehungsweise das innen liegende Zusammenhängpapier auf den frischen Leim des Vorsatzes und pappst sie an.
Pressen
Leim reagiert auf Druck: Deswegen wird das Buch sofort nach dem Einhängen starkem Druck ausgesetzt. Dies erreichst du indem du das Buch in eine Presse legst und straff zuziehst. Wenn keine Presse zur Hand ist, kannst du dich auf dein Buch stellen.
So oder so legst du das Buch erst zwischen Bretter. Dabei liegt die Brettkante auf der gleichen Höhe wieder der Falz. Der Rücken des Buches ragt frei schwebend über die Bretter hinaus. Dadurch werden nur die Deckel eingepresst und der Rücken nicht verpresst.
Ziehe die Presse fest zu, ohne sie zu zu zwingen, und löse sie nach zehn Sekunden wieder.
Endkontrolle
Jetzt ist der Einband so mit dem Buchblock verbunden, dass du es nicht mehr ohne weiteres lösen kannst. Trotzdem kontrolliere jetzt, ob es "was geworden" ist.
Durch das Pressen kann beim Vorsatz Leim ausgetreten sein. Wische ihn mit den Fingern oder einem sauberen, trockenen vorsichtig nach Außen gehend weg.
Wenn sich Wellen im angeklebten Teil des Vorsatzes bilden, kann es passieren, dass der Vorsatz nach dem Trocknen nicht vollflächig klebt. Reibe den Vorsatz in diesem Fall fest und sorge danach für viel Gewicht.
Trocknen lassen
Bevor dein Buch fertig ist und du es nutzen kannst, muss es gut durchtrocknen. Lege das Buch wie beim Pressen zwischen Bretter. Der Rücken schaut wieder heraus.
Befördere den Buch-Bretter-Sandwich unter Gewichte oder zurück in die Presse. Diesmal brauchst du nicht viel Druck. Lasse das Buch über Nacht trocknen.
Am nächsten Morgen drückst du die Deckel in den Falz. Dafür öffne den Buchdeckel in 270 Grad und drücke ihn sacht Richtung Buchblock.
Fertig.
Diese Anleitung ist zu Ende. Auf den Pfad der Buchbinderei hast du gerade erst den ersten Schritt gemacht.
Weitere Varianten des Einbands, verschiedene Heftungen und all mögliche Techniken zum Buchbinden findest du im Zirkel der Selberbuchbinder. Ebenso wie meine Begleitung für deinen Weg zum Selberbuchbinder.
Jan-Niklas
Und was noch sehr interessant wäre, ist wie man nicht mit Papier beschichtete Stoffe verwenden kann... hatte nach etwas Recherche den Hinweis gefunden selbstklebendes (Kraft-) Papier auf die Stoffrückseite zu kleben, dieses hat sich jedoch beim Anleimen stellenweise abgelöst.
Ansonsten habe ich jetzt zumindest meine Medikamentenkarten für den täglichen Einsatz in einem zumindest brauchbaren, wenn auch nicht perfekten, ersten Büchlein zusammen.
Franja Marske
vielen Dank für deinen Kommentar und die Anregungen.
Ich werde bei der nächsten Überarbeitungsrunde mal schauen, wie ich es umsetzen kann, dass die Deckelbreite genauer beschreiben wird.
Für das Stoff mit Papier kaschieren gibt es bereits eine Anleitung im Zirkel. Aber so gut wie richtiges Bucheinbandgewebe wird es leider nie. Papier, die sich aufbügeln lassen (aus dem Nähbedarf) sind allgemein vielversprechender als einfach trockene Verklebungen.
Viel Spaß mit einem ersten Büchlein, auf das noch viele weitere folgen mögen.
LG Franja
Korbinian
Franja Marske
immer den ganzen Vorsatz anleimen und vollflächig aufkleben. Wenn du fertig bist, drückst du auch noch den Falz außen am Buch gegen den angeleimten Vorsatz.
Bei dieser Buchform ist die Mechanik dafür ausgelegt, dass du den Vorsatz vollflächig verleimst. Ihn nur teilweise anzukleben, macht keinen Unterschied.
Viel Spaß beim Buchbinden und herzliche Grüße
Franja
Maro
Franja Marske
ja, da geht auch. Ich habe das gleiche mit beschichteten Papieren gelernt. Das ist praktisch, vor allem wenn man weiß, dass Leim herausquellen wird.
Aber mit ein bissl Übung klappte auch so. :D
LG
Sabine Beisner
Franja Marske
ja, zumindest bei Büchern mit festem Einband/ Hardcover.
Wie breit kannst du im Zweifelsfall selber bestimmen, in dieser Anleitung sind es 2,5 - 3 mm an jeder Kante.
Liebe Grüße
Franja
Stefanie Palmetshofer
super Anleitung. Bei meinem Buch ist leider etwas schiefgelaufen... ich kann es nicht richtig öffnen da die angeklebten Seiten spannen. Was habe ich da falsch gemacht? Bin für jeden Tipp dankbar.
Schöne Grüße,
Steffi
Franja Marske
hmmm, sind es die Vorsatzseiten oder erste bzw. letzte Seiten des Buchblocks, die am Vorsatz "festkleben"?
Wenn letztes dann kannst du versuchen mit einem Messer zwischen die Seiten zu gehen und sie vorsichtig aufzutrennen.
Wenn es was anderes ist, kannst du mir gerne Bilder an franja@selberbuchbinden.de schicken, dann kann ich es mir anschauen.
Liebe Grüße Franja
Yvette Wetzel
Franja Ormhart
es freut mich voll, dass es dir geglückt ist dein Buch so zu binden, wie es dir gefällt. Ich liebe es diese Anleitungen zu schreiben. Und noch mehr wenn sie helfen.
Meld dich, wenn du noch Fragen hast.
Schöne Grüße Franja
Was denkst du?