Der Buchblock ist fertig, die zusammengehängte Decke passt. Doch graue Pappe ist kein hübsches Kleid für ein Buch. Deswegen wird der Einband-Rohling mit einem schönen Überzugmaterial überzogen.
Dabei gibt es in der Gestaltung grundsätzlich die Ganzband-Variante, bei der Einband mit einem einzigen Material überzogen ist, oder die Halbband-Variante, wo du mit zwei Materialien arbeitest. Die folgende Anleitung zeigt dir, wie du deine zusammengehängte Decke mit einem Material überziehst.
- Buchblock zusammenstellen
- Fadenheftung - Französischer Kreuzstich-Heftung
- Vorsatz, Kapitalband und Lesezeichen ankleben
- Decken-Rohling zusammenhängen
- Einband fürs Buch machen
- Buchblock einhängen
Werkzeuge für diesen Teil der Anleitung:
- Cuttermesser
- Lineal
- Schneidmatt
- Pinsel
- Falzbein
- Schere
- zwei Bretter größer als die Decke
- Gewichte
- Makulatur
- opt.: Stechzirkel oder Abstandhalter aus Pappe
Material für den Einband:
- Einbandmaterial [bis zu einem Rückenbreite 2 cm: 36 x 24,5 cm]
- zusammengehängte Decke
- Leim oder Kleister
Schritte in dieser Anleitung:
- Material für den Einband aussuchen
- Zuschneiden des Einbandmaterials
- Einbandmaterial anleimen
- Decke auflegen
- Ecken abschneiden
- Einschläge einklappen
- Ecken einknipsen
- Decke verfeinern
- Trocknen lassen
Material für den Einband aussuchen
Das Material für den Bucheinband entscheidet über Haltbarkeit und Aussehen des Buches von Außen. Möglicherweise hast du dir schon Gedanken gemacht, als du Farbe von Kapitalband und Vorsätzen ausgesucht hast.
Es gibt im Prinzip drei Arten von Material für den Einband: Papier, Gewebe und Leder beziehungsweise Pergament.
Papier ist das bunteste Material fürs Buchbinden, es unterschiedet sich nicht nur in Farbe, sondern auch der Art, wie es gestaltet wurde. Diese Papiere heißen Buntpapiere. Allerdings machst du mit Papier Abstriche in der Haltbarkeit. Die Kanten reiben sich schnell auf und der Falz kann reißen. Bei täglicher Nutzung zeichnen sich die ersten Abnutzungserscheinungen nach 3-6 Monaten, je nach Papierart und Belastung.
Mit Gewebe ist zunächst Buchbinder-Gewebe gemeint. Dabei sind Stoffe auf Papier kaschiert und speziell fürs Binden von Büchern präpariert. Die sind meistens einfarbig mit verschiedenen Webstrukturen und Oberflächen. Es ist, wie Papier, einfach zu verarbeiten und hat eine hohe Haltbarkeit. Buchbindergewebe ist ein idealer Grund für die Einbandgestaltung mit Farben.
Leder und Pergament sind schwierig zu verarbeiten. Leder können sich in Farbe, Narbung und Oberfläche unterscheiden; Pergament zumindest in Farbe. Es gibt Bücher, die in Leder oder Pergament eingeschlagen, die mehrere Jahrhunderte überdauert haben.
Franja empfiehlt:
Bei deinen ersten Büchern kannst du dich zwischen Verfügbarkeit und Einfachheit entscheiden. Gewiss schaffst du mit einem speziell fürs Buchbinden gemachten Material, schneller und einfacher schöne Bücher zu binden.
Jedoch ist das Material nicht überall verfügbar. Du musst es im Zweifelsfall im Internet bestellen, wo sich Farbe und Struktur schlecht vorher anschauen lassen.
Deswegen kannst du die Materialien nehmen, die du zu Hause an der Hand hast. Buntpapier kannst du selber machen und für Gewebe kannst du in deine Stoffkiste greifen.
Zuschneiden des Einbandmaterials
Der Einband bei einem Ganzband besteht aus einem großen Überzug. Der Material soll so groß sein, wie die zusammengehängte Decke plus 1,5 cm Einschlag in jede Richtung. Der Einschlag wird auf die Innenseite des Deckels eingeklappt und festgeklebt. Damit sind die Pappkanten und umlaufenden Kanten mit dem Einbandmaterial abgedeckt.
Entsprechend ist die Höhe bei 24,5 cm. Die Breite kannst du anhand der Rückeneinlage berechnen; 36 cm müssten aber reichen.
Alternativ kannst du die zusammengehängte Decke auf dein Material auflegen und die 1,5 cm in jede Richtung anzeichnen.
Setzte die Markierungen immer auf die Rückseite; sie verschwinden beim Einschlagen.
Lege das Stahllineal an den Markierungen an und schneide mit sauberen Schnitten deinen Zuschnitt aus dem Bogen.
Einbandmaterial anleimen
Bevor du das Materials anleimst, machst du dir zuerst Gedanken, wie du den Einschlag abschätzen kannst, wenn du die Decke später auflegst.
Wenn du ein gutes Augenmaß hast, kannst du sofort loslegen. Wenn nicht, mache dir Markierungen, entweder dünn mit Bleistift, bevor du leimst, oder mit einem Abstandanzeiger aus Pappe oder einem Stechzirkel.
Franja empfiehlt:
Wenn du Abstandshalter oder Anzeiger aus Pappe für die verschiedenen Zwecke (Einschlag, Falzbreite) machst, kannst du sie mit Silikonpapier einschlagen. Dabei machst du die glatte Seite nach außen, damit sie feucht abwischbar ist. Silikonpapier bleibt übrig, wenn du mit (Doppel-)Klebefolie arbeitest.
Alternativ kannst du Klebeband verwenden.
Lege das Material für den Einband mit der Außenseite nach unten auf Makulatur. Die Innenseite leimst du an. Nutze dafür einen großen Pinsel oder eine kleine Malerrolle. Wenn dein Überzug sich krümmt und aufstehen möchte, kannst du ihn mit deinen Werkzeugen oder dicken Unterlegscheiben oder Muttern an den Ecken beschweren.
Diese schiebst du dann vom Material, bevor du sie mit dem Pinsel erreichst.
Beim Anleimen beschwerst zu den Überzug mit dem Leim und es krümmt sich nicht mehr. Wobei dieser Effekt schlimmstenfalls in Gegenteil umschlagen kann und das Material sich schneckelt.
Beginne in der Mitte des Einbandmaterials und arbeite dich sternförmig bis zum Rand. Verteile den Leim großzügig und voll flächig. Achte darauf, dass der Leim der ersten Pinselstriche nicht schon trocken ist, wenn du die letzten gemacht hast. Wenn doch, leime nochmal darüber. Meisten wirst du zwei oder drei Mal im Kreis wandern, damit jede Stelle mit frischem Leim gesättigt ist.
Decke auflegen
Schaffe dir zuerst den Anhaltspunkt, wo du deine Decke auflegst. Wenn du nicht sowieso mit Bleistiftlinien arbeitest, kannst du jetzt an einer kurzen und einer langen Seite den Einschlag markieren.
Lege die Decke auf den Leim auf und beginne dabei in der Ecke, wo die Hilfslinien sich kreuzen. Orientiere dich an der langen Seite und lege den ersten Deckel komplett auf.
Prüfe, ob du an der kurzen Linie gerade kommst. In diesem Moment kannst du den Deckel noch leicht verschieben. Wenn der Deckel die richtige Position hat, drücke ihn an. Hebe die Decke und das Überzugsmaterial von der Makulatur und lege sie andersherum auf eine neue Lage Makulatur.
Reibe mit einem Falzbein die Kanten der Pappe und der Rückeneinlage nach, bevor du das Material auf dem zweiten Deckel anklebst. Wenn du deinen Einband ordentlich angeleimt hast, kannst du wieder den Überzug von der Pappe abziehen und ausrichten, damit keine Luftblasen oder Falten entstehen.
Ecken abschneiden
Um den Einschlag an den Ecken umzuschlagen, dass die Pappe darunter nicht zu sehen ist, schneidest du das Einbandmaterial an den Ecken ab. Richte deine Schere in einem 45° Grad Winkel aus und lässt eine Pappenstärke Einbandmaterial stehen. Mach das an allen vier Ecken.
Einschlag einklappen
Hebe die Decke hoch, entferne die Lage der Makulatur und wende die Decke wieder um. Wenn die Einschläge in der Zwischenzeit getrocknet sind, kannst du sie erneut anleimen.
In dem Fall wechsle danach die Makulatur und schiebe die Decke über die Tischkante, dass die lange Kante über den Tisch hinausragt. Du hast einen guten Griff unter das überstehende Material des Einschlags.
Klappe den Einschlag nach oben und achte drauf, dass du ihn straff um die Pappkante ziehst. Klebe ihn auf der Innenseite des Deckels fest und reibe ihn ordentlich an. Falten, Spalten und Luftblasen können unter dem Vorsatz sichtbar bleiben.
Schlage erstmal die langen Seiten ein.
Ecken einknipsen
An den Ecken der langen Seiten haben sich kleine Tütchen gebildet.
Damit die Ecke schön geschlossen ist und kein Material übersteht oder Pappe herausblitzt, knipst du die Ecken ein.
Drücke mit dem Fingernagel die Tüte von Außen gegen die Pappenkante. Mach das an allen vier Ecken, sodass du mit den kurzen Einschlägen weiter machen kannst, ohne eine Ecke zu vergessen.
Schlage die kurzen Einschläge ein. Die Tüten schließen sich jetzt vollständig und verdecken die Pappe an den Ecken. Da dort Material doppelt liegt, kannst du diese Stelle mit dem runden Ende des Falzbeins herunterdrücken, um es richtig anzupressen.
Decke verfeinern
Drehe die Decke herum und ziehe die Kanten mit dem Falzbein nach. Führe ebenso das Falzbein über die Linien, die am Falz und der Rückeneinlage sichtbar sind.
Widme den Ecken besondere Aufmerksamkeit. Sie können manchmal ein bisschen unförmig wirken, wenn zu viel Material stehen geblieben ist. Das kannst du mit dem Falzbein korrigieren.
Trocknen lassen
Im Prinzip ist deine Decke für den Bucheinband fertig gebunden. Jetzt muss sie noch trocknen. Beim Trocknen kann sich das Material verziehen. Um das zu verhindern, kannst du die Decke zwischen Bretter legen und mit Gewichten beschweren.
Es reicht wenn du die Decke über Nacht trocknen lässt.
Wenn du sofort weiterarbeiten möchtest, kannst du das ebenso machen, denn die Decke wandert nach dem Einhängen des Buchblock sowieso unter Bretter und Gewicht.
Olaf Dierksen
vorweg, ich bin absoluter Anfänger und beim Lesen Deiner sehr guten Anleitungen habe ich nur ein kleines Problem: Die Fachausdrücke à la Schrenz o.ä.. Wäre es Dir vielleicht möglich ein kleine Glossar am Seitenrand einzufügen?
Viele Grüße
Olaf
Franja Marske
wenn du magst, kannst du mir sagen, wo die Erklärung eines Fachbegriffes in einem Beitrag fehlt. Dann füg ich das noch in den Text ein.
Ein Glossar am Seitenrand habe ich eine Weile ausprobiert gehabt, aber es war sehr unübersichtlich, weil es viele Begriffe gibt. Ich versuche immer alles im Text zu erklären oder zumindest einen entsprechenden Link zu setzen.
Vielen Dank für dein Feedback und noch viel Spaß beim Buchbinden.
Franja
Johannes Bartsch
Franja Marske
du kannst den Stoff auf der Rückseite mit Japanpapier kaschieren. Dann hält das Papier den Leim auf und er schlägt nicht durch den Stoff durch.
Eine genaue Anleitung dazu findest du im Zirkel der Selberbuchbinder.
Schöne Grüße
Franja
Franz
danke für die Antwort, aber wäre ja eh alles in deinen Beschreibungen gestanden gg. Aber dzt Internet nur mit Handy ist etwas mühseelig. Also Höhe plus 5 mm und Breite minus 3 mm.
Was mir noch etwas unklar ist, ist der Rückenteil, ich lese teils Breiten von gleich Buchblock, dann wieder plus 1 Deckeldicke, dann 2 Deckeldicken, was wäre sinnvoll bei geradem Rücken.
danke vorerst und lG Franz
Franja Marske
bei gerade Rücken + eine Pappenstärke (ungefähr). Ist ein wenig vom Augenmaß abhängig. Ziel ist, dass die Rücken deines Buches und die finale Dicke, also Buchblock plus Deckel gleich breit sind.
Cucu Franja
Franz
Bitte um Tipp zur Berechnung. glG
Franja Marske
bei 2 mm Graupappe verwendest du einen Falz von 0,8 cm. Die Deckelgröße wäre dann Höhe: 7,5 cm Breite: 9,7 cm
Liebe Grüße Franja
Franz
Franja Ormhart
selbst bedrucktes Papier geht natürlich auch. Dann ist es besonders wichtig, die Decke vorher mit Kraftpapier zusammenzuhängen und bei dem bedruckten Papier auf die Laufrichtung zu achten.
Franz
Martina
ich bin sehr begeistert von deinen Anleitungen. Du hast alles super genau erklärt und auch anhand der Bilder kann man es gut nachvollziehen. Hut ab und Respekt! Und danke!
Franja Ormhart
ich danke dir :)
Tabea Heinicker
herzlichen dank für die ausführliche antwort! ja ein guter trick mit der überbreite! meine buchblöcke werden auch gern mal schief ;o)
ich glaube mein fehler beim einband war, dass ich den schrenz nach innen gesetzt habe und nicht nach außen, da gehen ein paar mm verloren.
kraftpapier habe ich bisher nicht verwendet und freue mich über den hinweis, denn ich habe immer mal gerätselt was ich da nehmen könnte. ich hatte es sogar mit gaze versucht. da gehe ich wohl mal shoppen!
liebe grüße zum wochenende und ich komme bestimmt sehr gern auf dein angebot zurück :) wegen der fragen ...
tabea
Franja Ormhart
Tabea Heinicker
Welche Grammatur verwendest du beim Kraftpapier?
Liebe Grüße . Tabea
Franja Ormhart
freut mich riesig, dass es dir hilft und gefällt.
Es gibt bei der Breite des Einbands noch einen Trick: Du schneidest die Deckelpappen in der Höhe wie berechnet zu und hängst die Decke dann zusammen. Die Breite der Pappe hat noch Überbreite, also ca. 2cm mehr als du brauchst.
Den fertigen Buchblock legst du dann in den noch nicht überzogenen Einband, wie es sich gehört und klappst den Deckel auf (wie später beim Verbinden). Dann guckst du von oben auf die Ecken und machst Markierungen, wo die Pappe in der Breite abgeschnitten werden muss. Deckel wieder drauf, Buch umdrehen und noch mal markieren. Damit kannst du auch schräg gewordene Buchblöcke und Reparaturen richtig anmessen. Die kommen manchmal sehr schief daher.
Grammatur beim Kraftpapier weiß ich keine (steht selten dran), aber ich würde eher zu dünnerem tendieren, damit es nicht so sehr aufträgt.
Wenn du noch Fragen hast, immer her damit :)
Schöne Grüße Franja
Was denkst du?