Der Einstieg ins Buchbinden ist nicht unbedingt einfach: Zum einen kannst du auf eine Menge Anleitungen aus dem Internet oder der Buchhandlung zurückgreifen. Deswegen bist du wahrscheinlich hier auf dieser Seite. Darüber hinaus benötigst du hinaus einige Werkzeuge und Materialien, die dir aus heutigen Alltag nicht mehr vertraut sind.
Zugegeben, wenn du bereits bastelwütig dein Leben selbst gestaltest und deine Schränke mit Materialen überquellen, hast du wahrscheinlich alles was du brauchst zu Hause. Oder du kannst improvisieren mit dem, was du hast.
In dem Fall kannst du schon zu den Anleitungen rüber springen, du findest in diesem Beitrag nichts Neues.
Wenn nicht, möchte ich dir hier einen kleinen Leitfaden geben, anhand dessen du dich in den über 70 Beiträgen auf dieser Seite zurechtfinden kannst.
1. Werkzeuge & Materialien für dein erstes Buch besorgen
Zunächst benötigst du die Kenntnis über die Dinge, mit deren Hilfe und aus denen du ein Buch binden kannst.
Die grundlegenden Werkzeuge oder nahe Verwandte von ihnen hast du wahrscheinlich schon zu Hause, selbst wenn du nicht leidenschaftlich bastelst. Deine Hände sind dabei dein wichtigstes Werkzeug und können auch zeitweilig ein Falzbein ersetzen.
Was du sonst noch brauchst, kannst du zu Hause zusammentragen oder, wenn du ehrgeizig ins Buchbinden starten möchtest, im Künstlerbedarf kaufen. (Ich habe aktuell keine Werkzeug-Boxen mehr im Angebot.)
Wenn du gleich dabei bist, kannst du in dem Geschäft nach Papier gucken, dass dir gefällt. Du benötigst einerseits Papier für den Buchblock, die inneren Seiten des Buches. Wenn du nicht zu speziellem Buchbinde-Gewebe greifen möchtest, brauchst auch Papier für den Einband.
Für deine ersten Versuche kannst du dir ein Buntpapier auch selber machen. Wie du das machst, findest du in der Anleitung für Kleisterpapier.
Oder du besorgst dir ein kräftiges, gedrucktes Geschenkpapier, wie du es in Papeterien oder Buchhandlungen kaufen kannst. Dieses Papier sollte dicker sein, als Papier, dass du meterweise auf der Rolle kaufen kannst. Dünne Papier sind meistens ein wenig zickig, wenn du sie aufkleben möchtest.
Einen zweiten Stolperstrick wird dir mit normalem Stoff ausgelegt. Es scheint zwar naheliegend, einen schönen Stoff zu verwenden, aber es ist nicht einfach wie es aussieht. Beim Anleimen eines Stoffes besteht das Risiko, dass sich der Klebstoff durch die Freiräume zwischen den Fasern drückt und hässliche Flecken auf dem Einband hinterlässt. Wenn du Glück hast, trockenen sie zwar fast unsichtbar weg, sind aber immer noch fühlbar, da die Fäden verklebt sind.
Es gibt Möglichkeiten, wie du Stoff aufkaschieren und fürs Buchbinden nutzbar machen kannst, doch dafür sind einige zusätzliche Materialen und Arbeitsschritte notwendig.
Mit einem dicken Bunt- oder Geschenkpapier mit 90 -120 g/m2 oder speziellem Bucheinband-Stoff machst du es dir einfach. Damit schließt du von Anfang an ein paar Fehlerquellen aus, die dir dein erste Buchbinde-Projekt madig machen könnten.
Neben den Materialien, die offensichtlich an deinem Buch sind, gibt es welche, die du zwar während des Bindens verwendest, die am fertigen Buch jedoch nicht mehr zu sehen sind. Sie sind meistens von einfacher Natur und du hast sie bestimmt bereits zu Hause.
Eins noch zum Kleber: Um dein Gelingen sicher zu stellen, verwende am Besten geeigneten Klebstoff. Neben den spezifischen Dispersionsklebstoffen für die Buchbinderei, nimmst du hierfür Kleister und Holzleim, der nach dem Trocknen flexibel bleibt. UHU, Prittstift und solche Arten von Kleber sind nicht nur schwierig auf große Flächen aufzutragen, sondern Ziehen auch zu schnell an. Das heißt, dass der Zeitraum, in dem du die Materialien mittels des Klebstoffs verbinden kannst, kurz ist. Bei deinen ersten Schritten in die Buchbinderei kann sich dieser Umstand als tückisch erweisen.
Franja empfiehlt: Es ist von Vorteil, dass du die ganzen Materialien zusammenträgst, bevor du mit dem Binden beginnst. In meinen Anleitungen findest du zu Anfang eine Material-Liste mit den benötigten Maßen. Trotzdem machst du die Zuschnitte am Besten erst, wenn du sie brauchst. Das dauert zwar länger und du greifst zwischendurch immer wieder zur Schneidmatte und Cuttermesser, aber du kannst die Maße anpassen, wenn du dich irgendwo nicht nach den Vorgaben gerichtet hast.
2. Deinen Arbeitsplatz fürs Buchbinden einrichten
Die Buchbinderei ist ein stehendes Handwerk. Eigentlich werden die meisten Handgriffe fest auf beiden Beinen verrichtet. Dein Vorteil ist hierbei, dass du die Arme frei hast ohne ständig an eine Tischkante zu stoßen und durch Verlagerung deines Gewichts eine weite Fläche übergreifen kannst.
Schau dabei aber unbedingt, dass die Höhe deines Arbeitsplatzes stimmt. Eine zu niedrige Arbeitshöhe kann zu Schmerzen in den Schultern und Nacken führen. Wenn in deinem zu Hause kein Tisch deinen Bedürfnissen entspricht, setzte dich doch lieber hin.
Du brauchst eine freie Fläche mit ca. einem Meter an der Tischkante und mindestens 50 cm in der Tiefe. Beim Buchbinden platzierst du deine Materialien und Werkzeuge um den Arbeitsbereich, damit du immer gut drankommst. Achte drauf, dass du alles verschieben kannst, ohne dass du etwas von der Kante geschubst.
Die Tischplatte sollte eben sein und keine Vertiefungen oder Löcher haben, im Zweifelsfall kannst du dir eine Schneidunterlage darunterlegen.
Zusätzlich brauchst du Makulatur: Altpapier, dass du unterlegen kannst, wenn du etwas anleimst. Du kannst nie genug davon haben. Blätter von alten Wandkalendern oder ähnliches ist ideal. Bei Zeitungspapier kann Druckerschwärze abfärben, aber im Zweifelfall eignet sie sich auch.
3. Ein wenig trockene Theorie pauken?
Muss das sein?
Ist das der erste Gedanke, der dir jetzt du den Kopf schießt?
Nun, natürlich nicht. Du kannst diesen Absatz auch überspringen und dich sofort an dein erstes Buchbinde-Projekt machen. Aber mit ein paar kleinen Fachkenntnissen wird dir dein erstes Büchlein gewiss besser gelingen. Du bereitest dich damit auf ein paar kleinere Unwägbarkeiten vor, die dir beim Binden begegnen werden.
Ich versuche alles, was du wissen musst, kurz zusammenzufassen:
Laufrichtung von Papier und Pappe
Die Laufrichtung von Papier ist die Faserrichtung. Entlang dieser Richtung lässt sich das Papier leichter schneiden, falzen und biegen. In der anderen Richtung dehnt sich das Papier, wenn du es mit Feuchtigkeit in Berührung bringt, zum Beispiel wenn du es mit Flüssigklebstoff bestreichst.
Pappe und auch Gewebe unterliegen ebenfalls der Laufrichtung, auch wenn der Effekt weniger ausgeprägt ist, je dicker das Material ist. Auf Selberbuchbinden gibt es drei Beiträge zur Laufrichtung: Es ist allerdings am wichtigsten, dass du weißt, wie du die Laufrichtung erkennen kannst.
Die Laufrichtung und wie du sie erkennst und beachtest ist mein persönliches Steckenpferd. Es gibt auf Selberbuchbinden bereits drei Beiträge dazu.
Anleimen
Beim Anleimen verteilst du Leim auf einer Fläche, um diese mit etwas zu verkleben. Dabei ist gibt es ein paar Grundprinzipien:
- Schritt: Lege dir Makulatur unter und halte dein Material gut fest, bevor du mit dem Pinsel darauf gehst.
- Schritt: Streiche mit dem Pinsel immer von Innen nach Außen und über den Rand hinaus.
- Schritt: Meistens legst du das Material ohne Leim auf das Material mit Leim. Du kannst den angeleimten Teil einfach auf der Makulatur liegen lassen und mit dem Anderen genau zielen, bevor du es auflegst. Es gibt Ausnahmen, bei denen diese Vorgehensweise nicht funktioniert, meistens ist es aber die richtige Vorgehensweise.
- Schritt: Spare nicht am Leim und nimm auch nicht zu viel - wobei dir am Anfang mit Sicherheit eines von Beidem passieren wird. Lass dich nicht entmutigen, das richtige Maß kommt mit der Übung.
Pressen und Druck
Um eine Verklebung zu vollenden, brauchst du Druck. Stell dir einfach vor, dass die Klebstoff-Moleküle platzen wie Luftballons, wenn du Druck drauf ausübst; aus diesen Luftballons entfaltet sich dann Ultra-Klebkraft.
Deswegen kommt dein Buch in die Presse oder unter ein paar Kilo Gewicht. Dabei verwendest du am Besten immer saubere Bretter auf und unter deinem Buch. Damit ist das Buch vor Schmutz geschützt und lässt sich durch die Gegend tragen, wenn es in eine Presse oder über deine Arbeitsfläche bewegen musst.
4. Anleitung für die ersten Buchbinde-Projekte
Dein erstes Buchbinde-Projekt ist natürlich etwas ganz Besonderes. Deswegen gibt es hier auf Selberbuchbinden eine Anleitung, wie du dein erstes Buch binden kannst, die schon zu vielen schönen Ergebnissen geführt hat.
Als Erstes stellst du dafür deinen Buchblock zusammen, heftest ihn und versiehst ihn mit hübschen und notwendigen Dingen wie einem Vorsatz oder Kapitalband.
Dann fertigst du für diesen Buchblock eine Buchdecke, kaschierst die Buchdeckel mit einem Überzug aus Papier oder Gewebe und verbindest beides miteinander. Es ist wirklich nicht schwer, also ran ans Falzbein.
Das klingt nach vielen Arbeitsschritten, es sind 45 in den Anleitungen auf Selberbuchbinden. Ich hab versucht, sie Anleitungen kleinschrittig und präzise wie möglich zu schreiben.
Mach dir nichts daraus, wenn dein erstes Buch nicht perfekt ist. Die Buchbinderei ist ein Handwerk, dessen offizielle Lehre drei Jahre in Vollzeit dauert. Wer Meister werden möchte, hängt noch mal ein weiteres Jahr intensives Lernen hinten dran. Und trotzdem weiß und kann ein Buchbinder dann nicht alles. Also ist es okay, wenn dein Buch beim ersten oder auch beim zehnten Mal ein bissl krumm und schief wird und sich der eine oder andere Leimtapser auf den Einband verirrt.
5. Darüber hinaus: Reparatur, Schachteln und Buchkunst
Dein erstes Buch oder Bücher allgemein müssen noch nicht das Ende deiner Buchbinde-Karriere sein. Es gibt jede Menge verschiedene Möglichkeiten dich in der Buchbinderei zu entfalten. Du kannst deine Buchbinde-Projekte mit einem Hobby kombinieren, das du sowieso betreibst oder immer schon lernen möchtest.
Binde zum Beispiel Bücher und Mappen für deine Arbeiten in der Malerei, Kalligraphie oder Handlettering. Wenn du die verschiedenen Künste zusammenführst, kannst du auf ganz andere Art schöpferisch sein.
Wenn du gerne schreibst oder Tagebuch führst, kannst du deine eigenen Notizbücher binden. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es noch mal mehr Spaß macht.
Wenn du Objekte, Karten oder Schriftstücke sammelst oder einfach nur deinen Haushalt in Ordnung bringen möchtest, kannst du dich an Schachteln austoben.
Es ist Teil dieses Handwerks aus Pappe oder Karton in allen möglichen Maßen oder Formen zu bauen und wunderbar mit Papier, Gewebe oder sogar Leder zu überziehen. Feine Schmuckkästchen mit vielen kleinen Fächern waren früher das Metier von spezialisierten Buchbindern.
Etwas Besonderes ist die Reparatur von Büchern. Dafür brauchst du viel Wissen über verschiedene Techniken und Erfahrung, wie unterschiedliche Materialien miteinander reagieren. Du baust das Buch quasi rückwärts auseinander und flickst die beschädigten Stellen und entscheidest dann, welche neue Bindung für das Projekt die Richtige ist.
Eine richtige Meisterschaft ist die Buchkunst, in der Bücher nicht nur handwerklich hervorragend, sondern auch Block und Buchdecke künstlerisch und kreativ gestaltet werden.
Egal, wo dich deine Wege hinführen, im Zirkel der Selberbuchbinder begleite ich deinen Weg, beantworte deine Fragen und biete dir noch mehr und vor allem persönliche Anleitungen als im Blog. Die Meisten kannst du dir als Video anschauen und mir dabei direkt über die Schulter gucken.
Was denkst du?