Bibliophil - Hast du eine Büchersucht? (inklusive Bücher-Pflege-Anleitung)

Ich bin bibliophil - du auch?

Bibliophil - Wenn dir jetzt alte Männer in den Sinn kommen, die in deinem verstaubten Antiquariat zwischen alten Büchern und teuren Ausgaben sitzen, dann liegst du da nicht falsch. Das ist das gängige Bild eines Bibliophilen und die mystische Aura ist gewollt.
Keine Frage - antiquarische Bücher sind ein kostbares Kulturgut und gehen unter Umständen für Millionen von Dollar über den Ladentisch. 

Aber ist dann der Sammler von "normalen" Büchern nicht bibliophil? 

Bist du nicht bibliophil? 

Bin ich es auch nicht? 

 Doch!

 Der Begriff Bibliophilie setzt sich laut Duden aus den Wörtern "biblion" und "philos" zusammen. Die Herkunft der Wörter ist aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt Liebe zu Büchern. Oder Bücherfreund. Der heutige internationale Tag der Bücherfreunde (9.8.2019) kannst du also auch Tag der Bibliophile nennen. 

 Demnach bist du bibliophil, sobald du Bücher liebst und sammelst. 

Wie findest du heraus, ob du büchersüchtig bist? 

Du denkst vielleicht, dass du Bücher liebst, aber nicht soweit gehen würdest, dass du süchtig bist. Schließlich klingt es wie eine Krankheit und ein wenig abnorm. 

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 Ich habe für dich ein paar Fragen zusammen gestellt, an denen du erkennen kannst, ob du büchersüchtig bist oder nicht. 

  1. Du gehst nie ohne Buch aus dem Haus?
  2. Dein Bücherregal nimmt den größten Teil deiner Zimmerwände ein?
  3. Du inhalierst den Geruch von Büchern oder streichelst du sie?
  4. Du kaufst jedes mal etwas wenn du in eine Buchhandlung gehst?
  5. Du bereist die Orte die in deinen Büchern genannt werden oder an denen sie geschrieben wurden?
  6. Bei dem Wort Buch wirst du sofort aufmerksam wie ein Erdmännchen?
  7. Du gehst auf die Lesung jedes Autors, dessen Bücher du im Regal stehen hast?
  8. Du verleihst keine Bücher, weil du Angst hast, dass der Leiher nicht so viel Liebe und Respekt für die Bücher hat wie du?
  9. Bekommen deine bibliophilsten Schätze einen Platz in einer Vitrine?
  10. Du magst keine eBooks?
  11. Du besitzt immer noch das Buch, das du als Erstes gelesen hast?

 Wenn du diese Fragen mehrheitlich mit Ja beantworten kannst, bist du wahrscheinlich der Sucht nach Bücher verfallen und bibliophil. Wenn dem so ist, keine Sorge. Komm und setzte dich in den Stuhlkreis. 

 Ich fang dann mal an: "Moin, ich bin Franja und ich bin büchersüchtig." 

Was du tun kannst, wenn du Bibliophilie hast?

Ich schlage vor, dass du dich deinem Schicksal ergibst und einfach dein restliches Leben zwischen deinen Büchern und dem Lesen arrangierst. Wenn du aber wirklich leidest, bitte ich dich die professionelle Hilfe eines Psychologen in Anspruch zu nehmen. 

 Ansonsten kannst du dich an die folgende Liste halten: 

Ein neues Bücherregal kaufen gehen

Fahre zum Möbelladen deines Vertrauens und besorge dir ein weiteres Bücherregal. Du weißt genau so gut wie ich, dass du es früher oder später brauchen wirst.

 Noch besser als die Regale aus dem Möbelhaus sind allerdings maßgeschreinerte Regale von einem Tischler aus deiner Gegend. So eine Regalwand ist vielleicht teurer als ein Bücherregal aus dem Möbelladen mit dem großen I. Aber der Handwerker weiß, woher sein Holz kommt und verarbeitet es ohne schädliche Inhaltsstoffe zu verwenden. Wenn es also in deinem Budget ist, kannst du darüber nachdenken einen ganz besonderen Ort für deine Schätze zu schaffen. 

Einmal die Regale durchsortieren

Stellst du das neue Buch einfach zu den vorhandenen Bücher dazu oder sortierst du es ein? Landet das Buch vom Ladentisch auf deinem SuB (Stapel ungelesener Bücher)?  Sortierst du thematisch, nach Genre, alphabetisch nach Titel oder Autorenname? 

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 Meine schönste Sortierung ging nach Farbe des Einbands. Natürlich durften Reihen beisammen bleiben und die Fachbücher stehen schon immer getrennt, aber wie meine Romane hübsch in Reih und Regenbogen standen, war ein wunderbarer Anblick. 

Bücher pflegen und Regale abstauben

Je mehr es werden, desto schwieriger wird es mit dem Abstauben hinterher zu kommen. Dabei brauchen Bücher spezielle Verhältnisse, damit sie lange leben und halten. 

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 Das gilt vor allem für Bücher, die aus schlechtem Papier gemacht sind. Auch dicke und große Bücher brauchen Hilfe, denn allein das Gewicht der Seiten kann die Bindung strapazieren. Mehr dazu kannst du weiter unten nachlesen. 

Den Nachmittag in der Bibliothek oder der Buchhandlung deines Vertrauens verbringen

Wenig ist schöner, als aus dem hektischen Trubel einer Einkaufsstraße in eine Buchhandlung zu treten. In dem gedämpften Licht und zwischen den hohen Regalen werden deine Sinne geschont und können sich ganz auf die Objekte der Begierde richten. Was verkaufsfördernd wirken soll, kannst du als Auszeit nutzten und durch die Regalreihen schlendern. Vielleicht entdeckst du deine nächste Kostbarkeit oder schmökerst ein bisschen in den ausgelegten Büchern. 

 Es lohnt sich auch der Besuch in einem Antiquariat, denn dort findest du nicht nur lesenswerte Bücher, die meistens günstiger sind, als ihre nagelneuen Geschwister, sondern auch Bücher, deren Gestaltung allein dir von vergangenen Tagen erzählt. 

 Wenn du deine Bibliophilie gerade schlimm ist und du oder dein Umfeld einen Kaufstop für Bücher verhängt hat, suche die Bibliothek auf. Dort ist die Atmosphäre ähnlich, du wirst beim Schmökern nicht mit strafenden Blicken bedacht und es kostet (fast) nichts. Dafür musst du dich später wieder von den Büchern trennen.

Geschichten schreiben, Bücher veröffentlichen

Das Schreiben von Büchern ist wohl eine der bilbliophilsten Handlungen, die du machen kannst. Selber Papier mit Wort um Wort füllen ist eine hingebungsvolle Arbeit, die eine enge Bindung zwischen dir und deinen Büchern schafft. Auch wenn keine Literatur dabei herauskommt.

 Doch es ist ebenso ein harter Weg, für den Zeit und Ausdauer mitbringen muss. Mit dem Schreiben des ersten Entwurfs ist es nämlich nicht getan. Das Werk erfordert mehrere Überarbeitungsvorgänge, einen Buchsatz, Coverdesign und nicht zu vergessen eine Bindung. 

 Anderseits ist es heute so einfach wie nie, das eigene Buch zu veröffentlichen, dank Selfpublishing. 

Produzierender Bibliophiler werden 

Soll heißen: schaffe dir deine eigenen Sonderausgaben. 

Echte Unikate. 

 Bind dir deine eigenen Bücher oder gestalte deine Lieblingsbücher um und versehe sie mit einem neuen Einband oder einem Farbschnitt.
 Wie das geht kannst du hier auf selberbuchbinden.de nachlesen. Es gibt eine Anleitung, wie du eine Decke machen kannst und dann dein Taschenbuch mit dem festen Einband verbindest. Und es geht garantiert schneller als ein eigenes Buch zu schreiben. 

 Wenn du dich vollkommen in deine Bibliophile ergeben und noch tiefer in die Kunst der Bücher eintauchen möchtest, melde dich für den Selberbuchbinden-Newsletter an. Du erhälst dann exklusive Mails mit Informationen, Anleitungen und Tipps rund ums Buch und deren Bindungen.

 Nun bekommst du erstmal ein paar Tipps, wie du deine Bücher schützt und liebst. 

Wie du deine Bücher richtig pflegst und erhältst 

Wenn du meinst, dass Bücher in einer Glasvitrine richtig aufgehoben sind, liegst du schon mal nicht schlecht. Die relativ konstanten Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte schonen das Papier und den Leim. Doch wenn sie fälsch steht kann dir das Sonnenlicht die Farben auf dem Einband ausbleichen. Aber von Vorne:

Die Wohlfühltemperatur des Buches

Das gemeine Buch mag es vor allem Trocken und Warm. Dabei ist eine Zimmertemperatur um die 18 Grad optimal, aber bei den meisten Menschen eher nicht realistisch. Temperaturen von 21 bis 25 Grad nehmen dir deine Bücher aber auch nicht krumm. Ab 30 Grad wird es kritisch, da heutige Bücher häufig mit Hot-Melt-Klebstoffen gebunden werden, die bei hohen Temperaturen reaktiviert werden und Bindung oder Einband verziehen können.

 Stelle deine Bücherregale also auch nicht direkt neben der Heizung oder einer anderen Hitzequelle auf. Auf direkte Sonneneinstrahlung direkt auf die Buchrücken ist nicht optimal, da die Farben ausbleichen können.
 Die Luftfeutigkeit im Raum beträgt optimalerweise 50-60% und entspricht damit dem Wohlfühlklima des Menschen. 

Staub und Feuchtigkeit sind der Bücher größter Feind

Schlimmer als zu hohe Temperaturen ist der allgegenwärtige Staub. Gerne setzt er sich auf den Regalbrettern ab und bedeckt klammheimlich auch die Kopfschnitte der Bücher. Auf den hellen Blattkanten und rauen Oberfläche ist er jedoch meist fast unsichtbar.
 Trotzdem ist er da und sollte regelmäßig entfernt werden, damit keine Milben und andere schädliche Insekten zwischen die Seiten eindringen und das Papier auffressen. 

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 Ein natürlichen Schutz gegen Staub hat ein Buch, wenn es einen Buchschnitt mit Farbe oder Metall hat. Noch besser ist ein Schuber oder eine Schutzkassette, die das Buch umschließen und vor Witterungseinflüssen schützt. 

 Da die wenigsten Bücher damit ausgestattet ist, kannst du ein langen Streifen Stoff oder Filz in der Breite des Buchblocks zuschneiden und auf die Reihe der Bücher legen. Dieser Stoffstreifen wehrt den meisten Staub ab. 

 Feuchtigkeit dringt zwischen die Seiten und kann zur Schimmelbildung am und im Buch führen. Dabei nehmen die Bücher erst einen modrigen Geruch an, der schwierig wieder aus den Büchern zu vertreiben ist. Wenn sich optische Schimmelspuren oder Stockflecken bilden, musst du sofort reagieren. Schimmlige Bücher entfernst du am Besten sofort aus deiner Sammlung; Stocklflecken-Bücher finden ein besseren Ort an einer trockeneren Stelle in deiner Wohnung. 
Achte darauf deine Regale nicht an kalte und feuchte Außenwände zu stellen. Wenn sich das nicht vermeiden lässt, sorge dafür, dass das Regal eine Rückwand hat und diese dicht und gut befestigt ist. 

In Reih und Glied

Bücher stehen Deckel an Deckel, Einband an Einband im Regal. Das ist auch die beste Lösung für die meisten Bücher - aber nicht für alle. Vor allem Bücher mit festem Einband, auch Hardcover genannt, haben ein ganz spezielles Problem. Der Buchblock berührt bei diesen Büchern nicht das Regalbrett. Der Schwerkraft gemäß wird der Block aber nach unten gezogen, was zur Folge haben kann, dass der Buchblock aus dem Rücken fällt und Falz und Vorsatzpapier über das Maß strapaziert. Das Buch geht dann schneller kaputt. Auf dem Bild kannst du das bei dem ganz rechten Bild sehen. Der Buchblock hat eine Wölbung nach unten, weil die Seiten zu schwer sind. 

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 Dagegen hilft, dass du den Buchblock hinlegst. Bei schweren Bildbänden und Sachbüchern mit dickem Papier und großen Formaten kann ich dir das nur empfehlen.
Bei Romanen wirkt es aber wenig attraktiv und nimmt zudem jede Menge Platz ein. 
Als Ausgleich schneide einen Pappstreifen zu, der flacher als die umlaufende Kante deines Buches ist und in der Breite der Dicke des Buchblocks (ohne Einband) entspricht. Diesen klemmst du zwischen die Deckel und stellst das Buch ab. Der Pappstreifen stützt jetzt den Buchblock. 
Solche Stützen werden normalerweise in bibliophile Schuber eingebaut. 

 Ein weiterer Punkt ist, dass deine Bücher zwar dicht, aber nicht zu eng stehen. Bereitet es dir Mühe einen Buchblock heraus zu ziehen, stehen sie zu eng. 

Lasse deine Bücher nicht hängen

Der unterere Regalboden ist der Friedhof der ungeliebten Bücher. Sei ehrlich, wann bist du das letzte Mal auf dem Boden herum gekrochen, um dein Lieblingsbuch hervorzuholen?
Im untersten Fach des Regals geraten Bücher schnell aus deinem Blick und deiner Fürsorge. Stell am Besten andere Dinge in das unterste Fach. Aktenordner, Schachteln mit Kleinkram oder Deko kommen dafür in Frage. 

 Also geh ran an dein Regal und nimm deine Bücher einfach in den Arm, staube sie ab und suche deinen Lieblingszeilen zwischen den Seiten. 

 Teil dein Vorher-Nachher-Regal mit mir auf Instagram oder Facebook oder trete mit anderen Bibliophilen in Kontakt, indem du in die Kommentare schriebst, welche Schätze du in deinem Regal gefunden hast hast. 

Moin, ich bin Franja

Ich bin buchverliebt seit Kindesbeinen und da fiel es mir nicht schwer mein Leben den Büchern zu widmen. 

Ich schreibe selber und binde Bücher, bis jetzt – weiter Buchkünste kommen bestimmt noch hinzu.


Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht allen Buchbegeisterten die Kunst und das Handwerk rund ums Buch zu zeigen und zu lehren.

Ich gebe Workshops und leite den Zirkel der Selberbuchbinder, einen Online-Buchbinde-Kurs mit Livetreffen.

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