Jeder Lehrling oder Auszubildende kennt es - Berichtsheft schreiben. Dabei geht es nicht nur darum täglich oder wöchentlich zu notieren, was in der Ausbildung gemacht wurde, sondern auch darum den Inhalt und die Lernerfolge der Lehre festzuhalten.
Was die Anforderungen an das Berichtsheft sind unterscheidet sich von Beruf zu Beruf. Die Innung der Buchbinder in München fordert 18 Arbeitsbericht und tägliche Ausbildungsnachweise. Zudem muss das Berichtsheft eines Buchbinder, wie sollte es auch anders sein, fest eingebunden werden.
Berichtsheft schreiben - Die Anti-Tipps
Ich muss zugeben: Vor 10 Jahren hatte ich es noch nicht mit dem regelmäßigen Schreiben, erst recht nicht von täglichen Berichten über das Gelernte bei der Arbeit. Da hieß es, Schuhe aus und Flossen hoch. Bis zum nächsten Morgen, dem nächsten Arbeitstag, hab ich keinen Finger mehr krumm gemacht. Demnach gab es zum Ende meiner Ausbildung nur einige handschriftliche Notizen über das was ich jeden Tag gemacht hatte.
Anti-Tipp #1: Improvisation ist wichtig
Die Werkstattberichte waren da einfacher zu schreiben, auch wenn ich sie kurz vor knapp in der letzten Woche vor der Abgabe geschrieben habe. Bedenke dabei, dass ich das Buch noch in eine schöne Form binden sollte und stell dir vor, dass es eine Woche mit langen Nächten war. Obwohl so wenig Zeit war bin ich beim Schreiben eskaliert und wurde ein wenig ausfühlicher als nötig gewesen wäre. Schon damals hätte ich merken sollen, dass das schreiben über Buchbinden mir genau so viel Spaß macht, wie das Buchbinden selbst.
Anti-Tipp #2: Fang erst kurz vor der Abgabe an und am Besten werde auch noch unnötig ausführlich.
Einen mit Word geschriebenen Text so zu setzen, dass du eine Fadenheftung daraus machen kannst, ist aufwendig aber nicht unmöglich. (Die E-Book-Anleitungen zum Buchbinden sind auf diese Weise gesetzt, sodass du dein eigenes Buch übers Buchbinden binden kannst).
Also bin ich mit meinem normalen Text nur zum Copyshop gewackelt und hab eine Klebebindung draus gemacht. Soweit ich mich erinnern kann, haben meine Mitauszubildenden es aber genau so gehalten.
Anti-Tipp #3: Hole nicht das Beste aus deinem Berichtsheft. Es schaut sich am Ende so wie so niemand an.
Wie schon gesagt, die Buchbinder-Innung hatte bestimmte Anforderung, die Pflicht waren. Die Bindung eines Buches aus den Berichten ist im Prinzip eine leichte Übung, doch nach 3 Jahren ist der Anspruch an sich selbst und seine Werkstücke gestiegen. Von dem Ehrgeiz des Ausbilders ganz zu Schweigen.
Offensichtlich bevorzugte ich damals schon Halbbände mit einem Geweberücken und japanischem Buntpapier. Ergänzt und betitel wurde das Berichtsheft mit einer senkrechten Prägung auf einem versenkten Titelschild. Das war der schwierigste Teil der Bindung, da Bleilettern nicht dazu ausgelegt sind in dieser Richtung geprägt zu werden.
Anti-Tipp #4: Setzt deinen eigenen Kopf durch und höre nicht auf deinen Ausbilder. Wie gesagt, die Zeit ist zu knapp, um um Hilfe zu bitten.
Dieses Berichtsheftung oder eher Buch hat eine Auflage von 3 Exemplaren. Eins verbleibt traditionell im Betrieb der Ausbildung, eines ist bei mir und ein weiteres Exemplar ist bei meinen Großeltern, die mich während der Ausbildung unterstützt haben.
Wichtige Materialien
- Buchbindergewebe
- Schönes Buntpapier (in diesem Fall japanisches Buntpapier)
- Prägestempel oder Fileten und eine Prägefolie
- natürlich den Inhalt, also deinen selbst geschriebenen Text
Anleitungen zum Selberbuchbinden
Inspiration
Carmen
ganz lieben Dank für deine Antworten! Hab jetzt erst gesehen, dass du inzwischen im schönen Bücherstädtchen Velbert-Langenberg angesiedelt bist. Das ist quasi bei mir um die Ecke, denn ich lebe zur Zeit in Wuppertal. Vielleicht schaffe ich es dieses Jahr, mal auf einen Besuch vorbeizukommen.
Der Lehrgang, wo ich meine Ausbildung gemacht hab, ist übrigens jetzt schon seit einigen Jahren geschlossen, aber immerhin haben wir Handbuchbinder es ja inzwischen geschafft, zum immateriellen Kulturerbe zu zählen und sind damit schon mal schützenswert;-)
Beste Grüße
Franja Marske
Wuppertal ist tatsächlich direkt um die Ecke, auch wenn ich nicht mehr in Velbert Langenberg tätig bin, sondern in Hattingen. Also direkt daneben und auch immer noch neben Wuppertal. Wenn du magst, kannst du mir ne Mail an franja@selberbuchbinden.de schreiben, dann können wir uns mal verabreden.
P.S.: Der Sache mit dem immateriellen Kulturerbe steh ich skeptisch gegenüber... weiß noch nicht recht was ich, damit anfangen soll... *grübel*
Carmen
wir mussten 24 Monatsberichte schreiben, die extra gebunden wurden, dazu kam das eigentliche Berichtsheft mit den Arbeitsnachweisen und Wochenberichten, das natürlich auch fest eingebunden sein musste, so dass insgesamt 2 Bücher abgegeben werden mussten.
Habe meine Ausbildung zur Handbuchbinderin in einem Berufsförderungswerk in Bad Pyrmont gemacht als Umschulung gemacht, Prüfung 2003 bei der Handwerkskammer in Hannover.
Deine Begeisterung über das Handwerk teile ich zu 100% und deine Webseite find ich sehr inspirierend, danke für die vielen schönen Fotos und Hinweise!
Wünsche dir weiterhin viel Erfolg in allem!
Liebe Grüße
Franja Marske
wow! Zwei Bücher und 24 Monatsberichte. Krass. Vielen Dank für das Lob, ich freu mich sehr.
Viel Spaß weiterhin beim Buchbinden!
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