Die Ausflüge zu meiner Omama sind immer etwas Tolles. Häufig kehre ich mit etwas nach Hause, das ich zum Binden von Büchern verwenden kann. Zuletzt war es altes Papier aus dem hintersten Winkel eines Schränkchens im Arbeitszimmer. Papiere, die in Stille und Zeit gealtert und vergilbt sind.
Daraus eine Buch zu fertigen, ist mir eine pure Freude gewesen; und gleichzeitig hat es mich neugierig gemacht, ob es wohl möglich wäre, eine solche Färbung willentlich und mit weniger Zeit, die vergehen muss, um diesen Zustand zu erreichen.
Wichtigste Materialien
- genügend gealtertes Papier (wenn du nur einzelne Blatt von verschiedenem Papier hast, kannst du sie zu einem Vintage oder Junk-Book zusammenbinden)
- Marmorpapier von Dirk Lange
Anleitungen
Format
Damals, als das Papier seinen Weg in diesen Schrank fand, war das Standard-Maß für Schreibpapier Din A4 mit einer Größe von 29,7 cm x 21 cm. Allerdings hat dieses Papier anders als heute üblich die "falsche" Laufrichtung, also perfekt zum Buchbinden.
So ist ein Buch in A5 entstanden, und um das Glück voll umfänglich zu machen, fand ich noch das genau passende Stück des handgemachten Marmorpapiers von Dirk Lange in meiner Papierkiste.
Besonderheiten
Altes Papier ist beim Buchbinden mit Vorsicht zu genießen. Abhängig von den Umständen, in denen das Papier für die ganze Zeit gelagert wurde, kann sich der Zustand unterscheiden.
Dieses Papier ist geleimt und die Oberfläche ist glatt. Wenn es jedoch in Sonnenlicht oder einer zu trocknen Umgebung gelegen wäre, hätte Oberfläche rau sein können.
Solches Papier neigt dazu brüchig und spröde zu werden. Am Falz tritt dieser Effekt besonders stark zu Tage. Wenn das Papier schon beim Zusammenstellen der Lagen bricht, lohnt es sich nicht das Papier überhaupt zu Heften. Es wird früher oder später am Falz auseinanderfallen, sodass die Seiten nicht gehalten werden und herausfallen.
Dieser Effekt liegt am Lignin, dem Stoff in Pflanzen, der sie verholzen lässt. Verholzen bedeutet fest und stabil machen, und genau dieser Prozess ist ausgerechnet bei Papier unerwünscht. In der heutigen Papierherstellung wird das Lignin vom Zellstoff gelöst und ausgewaschen, bevor dieser in die Pulpe gemengt wird.
Damit verschwindet auch die gelbliche Färbung vom Papier und das Nachdunkeln der Ränder, die dem Sonnenlicht ausgesetzt sind.
Ein solches Papier wird als holzfrei gekennzeichnet, was in der Sache falsch ist, denn es werden trotzdem Bäume für die Herstellung verwendet. Es ist eher zutreffend, dass das Papier kein Holzstoff (= Lignin) mehr enthält.
Warum lohnte es sich viel über altes Papier zu wissen?
Zugegeben: Es ist schon umfangreich, was es über heutige Papiere, deren Eigenheiten und Wechselspiele mit den anderen Materialien zu wissen gibt. Tatsächlich unterliegt das Angebot von Papier einem stetigen Wandel und manche Sachen sind gar nicht mehr oder nur noch in großen Mengen und, oder zu horrenden Preisen zu bekommen.
Doch vor allem für die Reparatur von Büchern ist es nützlich, das Wissen über die unterschiedlichen Materialien zu pflegen und vieles auszuprobieren.
Erst dadurch versteht man, warum welche Schäden entstehen. Dieses Thema ist so umfangreich und teils sehr speziell, finden die Fragen zur Reparatur von Büchern in den Zusammenkünften im Zirkel ihren Platz, wo wir uns anhand es Unikats über die Möglichkeiten austauschen und versuchen, den besten Weg zu finden, einem Buch wieder zurück ins Leben zu verhelfen.
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