Wie du vielleicht weißt, habe ich 2019 angefangen, Kurse im Buchbinden an Volkshochschulen zu geben. Dabei sind jeweils Notizbücher entstanden, die in Form und Umfang alle gleich sind, aber durch unterschiedliche Farben bei Gewebe und Papier bunt und einzigartig. Diese Bücher waren danach einfach übrig und ich habe überlegt, was ich damit machen soll. Ergebnis dieser Überlegungen ist meine heutige Notizbuchroutine.
In einer Mischung aus einem Kalender mit Seiten für jeden Tag und einem Journal befülle ich Seite um Seite dieser Bücher. Fast jeden Tag mache ich eine Tagesübersicht zum Planen und Reflektieren, ergänzt um Notizen zum Tagesablauf und Projekte.
Du kennst den Lauf der Geschichte: 2020 hab ich noch ein paar Kurse im Januar und Februar geben dürfen und dann war Schluss. Zwar war mein Vorrat an Notizbüchern noch gut ausgepolstert und natürlich kann ich auch neue Notizbücher binden; alleine ohne Kursteilnehmer ... Was ich für 2020 auch tat.
Anfang dieses Jahres bekam ich dann aber Lust, mein Notizbuch neu zu gestalten: Ich präsentiere also meine Pappband-Notizbücher.
Der Buchblock
Eins ist in den Notizbüchern auch in 2021 geblieben: Der Buchblock besteht aus fünf Lagen a 16 Seiten. Das ergibt 80 Seiten pro Notizbuch.
Üblicherweise fülle ich diese 80 Seiten in einem Monat. Eine Doppelseite pro Tag, den Rest fülle ich mit sogenannten Collections, Planungs- oder Ideen-Seiten oder Entwürfen für Texte. Wenn am Ende des Monats noch Seiten übrig bleiben, lasse ich diese meist frei. Ganz hinten, auf die letzten zwei, drei Seiten füge ich dann den Index ein - ein Inhaltsverzeichnis, in dem die Collections und andere wichtige Notizen mit ihrer Seitenzahl verzeichnet sind.
Für jedes Buch verwende ich einen ganzen Bogen Buntpapier mit 50 x 70 cm, wenn die Laufrichtung oder das Muster schmalbahn ist. Ich brauche so viel Papier, weil ich die Vorsätze vorne und hinten ebenfalls mit dem gleichen Buntpapier gestalte wie den Einband. Dadurch ergibt sich im Spiegel, wo der Vorsatz innen auf der Deckelpappe klebt, eine kaum sichtbarer Übergang zwischen Vorsatz und umlaufender Kante.
Je nachdem was mir gefällt, habe ich für manche das Kapitalband aus einem Würmchen und einem Reststreifen des Buntpapier ein Lederkapital gemacht.
Der Einband
Ein Pappband ist die verkürzte Bezeichnung für einen Ganzpapierband. Damit ist nicht gemeint, dass die Pappe des Einbands herausschaut. Für diesen Ganzband brauche ich einen großen Nutzen Buntpapier. Im Vergleich: Für den Halbgewebeband aus den Workshops habe ich immer zwei kleinere Nutzen plus einen Streifen Gewebe verwendet.
Der Einband ist also flächig mit einem Papier überzogen. Die Wirkung ist wegen des durchgehenden Musters ganz anders als bei einem Halbgewebeband. Nicht unbedingt schöner oder hässlicher, das ist ja so wie so Geschmackssache, sondern einfach nur ebener und ungebrochen. Ich finde diese Optik anbetungswürdig. Ohne Titelschilder oder weiteren Dekor verstärkt sich dieser Eindruck sogar noch.
Doch es gibt auch Nachteile bei dieser Art ein Buch zu binden: Der Falz und alle Kanten und Ecken nur mit Papier überzogen sind. Ein Pappband ist eigentlich ein empfindliches Buch.
Bei anhaltender Beanspruchung und vielleicht auch unsachgemäßer Bindung und Verwendung kann der Falz einreißen. Wenn das Buch häufig von der Tasche in die Hand wandert, auf verschmutzte Oberflächen liegt und einfach im Alltag genutzt wird, geht die Widerstandskraft des Buntpapiers zur Neige. Die Kanten reiben sich auf, dass die Pappe zum Vorschein kommt, vor allem an den Ecken und an der Rückeneinlage und Falz. Flecken, die sich vom Tisch aufs Buntpapier übertragen, ziehen unwiederbringlich ins Papier ein.
Manche Papiere sind dabei empfindlicher, zum Beispiel Japan- oder Nepalpapier mit einer offenen, weichen Oberfläche. Kleisterpapiere sind resistenter. Hätte ich mir die Mühe gemacht diese Papiere zu wachsen, wären sie sogar feuchtabwischbar und nicht jeder Fleck würde gleich für immer bleiben.
Aber hey! Auch dieses Jahr gab es keine Kurse, keine Lehrgänge und keine Ausflüge, wo mich mein Monatsbuch hätte begleiten können. Nur das September-Buch hat eine Reise mitgemacht und durfte mich in meinen kurzen Griechenland-Urlaub begleiten. Dieses Buch ist daher auch dicker und hat ein paar farbige Seiten im Buchblock.
Mein Anspruch an die Haltbarkeit im Alltag der Notizbücher war dieses Jahr denkbar gering. Zudem macht es mir Spaß, die kunterbunten Notizbücher zu binden und es fühlt sich befriedigend an, sie mit meinen Gedanken, Plänen und Träumen zu füllen. Träume von einer Welt, in der ich wieder Kurse gemeinsam mit meinen Teilnehmern in einem Raum machen kann.
Nun taucht kurz vor Ende des Jahres die Frage auf, wie ich meine Notizbücher für das nächste Jahr gestalte. Sie werden so ausgelegt sein, dass mich in einen Alltag begleiten kann, der auch mal außerhalb der eigenen vier Wände stattfindet.
Wir sehen, hören, lesen uns nächstes Jahr wieder. Guten Rutsch!
Was denkst du?